Das Verhängnis begann mit einer frivolen Bitte. «Schick mir ein Foto von deinen Brüsten», schrieb Bekim* seiner damaligen Freundin Katja* (15). Kurz darauf steckte die Schülerin aus dem Kanton St. Gallen mitten in einem furchtbaren Albtraum.
«Dabei bin ich ein sehr vorsichtiger Mensch», sagt Katja. Trotzdem gelang es Bekim, sie einzulullen. Katja zog sich vor der Kamera für ihn aus – prompt landeten die Bilder im Netz. Es ist das Schlimmste und Peinlichste, was einem jungen Mädchen passieren kann: «Freunde, Verwandte, Nachbarn und sogar der Schulleiter und die Polizei haben die Fotos gesehen. Ich schäme mich unglaublich.»
«Es ist unerträglich und schlimm»
Der Schulleiter war schon mehrfach mit solchen Fällen von Sexting konfrontiert. Trotz Kampagnen, trotz Informationen für Schüler und Eltern. «Es ist unerträglich und schlimm», sagt er zu BLICK. «Die Mädchen lernen nichts. Kaum ist Liebe im Spiel, scheinen sie ihre Hirne auszuschalten.» Manche Schülerinnen tappen sogar mehrmals in die gleiche Falle. «Dem Lover ein Nacktfoto zu schicken, ist heute ein ultimativer Liebesbeweis!»
Katjas Geschichte begann harmlos, als Teenagerliebe. Im Nachhinein sei sie klüger, sagt sie. Und sie habe von Beginn an ein ungutes Gefühl gehabt: «Er schwärmte gleich beim ersten Date von meinem sexy Körper – so als ginge es ihm gar nicht um meine Person.» Aber Bekim gibt sich Mühe, ihr Vertrauen zu gewinnen. Er erzählt ihr seine Geschichte und nennt Katja seine Traumfrau. Das Mädchen fasst Zutrauen.
Ein Fehler. Bekim wird immer fordernder und versucht bei jeder Gelegenheit, seine minderjährige Freundin intim zu berühren. «Ich wollte das alles nicht», sagt Katja. Als sie sich wehrt und die Beziehung beendet, zeigt Bekim sein wahres Gesicht. «Er erpresste mich mit den Nacktfotos und drohte, meiner Mutter zu erzählen, ich hätte ihn oral befriedigt. Dabei haben wir uns nur geküsst!»
Katjas Mutter bekommt dennoch Wind von der Sache und sperrt das Handy der Tochter weg. Zu spät. Das Bild von Katjas Brüsten macht im Schulhaus bereits die Runde.
«Mein Leben ist kaputt»
Aber ungeschoren soll Bekim nicht davonkommen. Der Fall liegt nun bei der Jugendstaatsanwaltschaft St. Gallen. Die hat laut Sprecher Roman Dobler (34) ein Verfahren wegen des Verdachts auf Besitz und Verbreitung von Kinderpornografie eröffnet. Seither lässt Bekim Katja in Ruhe. Doch für sie geht der Albtraum weiter: «Ich traue mich aus Scham kaum mehr aus dem Haus. Mein Leben ist kaputt.»
* Namen von der Redaktion geändert
Zürich – Was können Mädchen tun, wenn sie von Sexting betroffen sind? Laut den Beratern von Pro Juventute sollen sie sich auf jeden Fall wehren und sich an eine Vertrauensperson wenden. «Die jungen Frauen sollen den Betreffenden zuerst bitten, das Bild zu löschen. Gleichzeitig aber auch nachfragen, an wen die Fotos verschickt wurden», sagt Sprecherin Nina Lyner. Falls das nichts nützt, müssen die Mädchen deutlicher werden und klarmachen, dass sie nun rechtliche Schritte einleiten. «Das soll man auch dann tun, wenn noch Gefühle im Spiel sind», so Lyner. Auch Eltern müssen im Ernstfall nicht hilflos zusehen. «Es ist wichtig, dem Kind den Rücken zu stärken und zur Not professionelle Hilfe zu holen.» Erzieher sollten die missbräuchliche Verwendung der Inhalte kritisieren, nicht die Selbstdarstellung an sich. Die Betroffenen leiden bereits genug. Hilfe und weitere Infos gibt es auf www.147.ch
Zürich – Was können Mädchen tun, wenn sie von Sexting betroffen sind? Laut den Beratern von Pro Juventute sollen sie sich auf jeden Fall wehren und sich an eine Vertrauensperson wenden. «Die jungen Frauen sollen den Betreffenden zuerst bitten, das Bild zu löschen. Gleichzeitig aber auch nachfragen, an wen die Fotos verschickt wurden», sagt Sprecherin Nina Lyner. Falls das nichts nützt, müssen die Mädchen deutlicher werden und klarmachen, dass sie nun rechtliche Schritte einleiten. «Das soll man auch dann tun, wenn noch Gefühle im Spiel sind», so Lyner. Auch Eltern müssen im Ernstfall nicht hilflos zusehen. «Es ist wichtig, dem Kind den Rücken zu stärken und zur Not professionelle Hilfe zu holen.» Erzieher sollten die missbräuchliche Verwendung der Inhalte kritisieren, nicht die Selbstdarstellung an sich. Die Betroffenen leiden bereits genug. Hilfe und weitere Infos gibt es auf www.147.ch