Die unermüdlichen Flügelläufe von Ricardo Rodriguez sind berüchtigt. Und auch die Kämpferqualitäten eines Valon Behrami oder Stephan Lichtsteiner haben sich herumgesprochen. Und doch: Für den Militärdienst in der Schweizer Armee scheinen die meisten unserer Nati-Stars nicht zu taugen.
Nur gerade 4 Spieler aus dem aktuellen 23-Mann-Kader haben eine Rekrutenschule (RS) absolviert, schreibt die «Schweiz am Sonntag». Die Hälfte davon besuchte eine sogenannte Sportler-RS. Drei Nati-Kracks meldeten sich immerhin für den Zivildienst und zwei weitere warten noch auf ihre Aushebung. Der Rest: untauglich!
Dienstpflicht nach Karriereende?
Der St.Galler FDP-Nationalrat Marcel Dobler weiss um die Schwierigkeiten, wenn es darum geht, Sportler-Karriere und Militärdienst miteinander zu vereinen. Dobler war selber einst Schweizer Meister im Zehnkampf. Er gibt deshalb zu: «Für Mannschaftssportler und internationale Top-Athleten kann die Wehrpflicht karrieretechnisch problematisch sein.«
Dobler stört aber, dass man sich ganz offensichtlich damit abgefunden habe, viele gute Athleten aus medizinisch fragwürdigen Gründen für untauglich zu erklären und im Gegenzug dafür hohe Beiträge beim Wehrpflichtersatz kassiert. «Das ist scheinheilig», findet Dobler, der auch in der sicherheitspolitischen Kommission des Nationalrats sitzt.
Der St.Galler Politiker fordert deshalb eine Ausnahmeregelung für Spitzensportler. «Es wäre ehrlicher, solche Athleten als Ausnahmefälle zu deklarieren.» Dobler prüft eine entsprechende Anfrage an den Bundesrat. Ebenfalls denkbar sei es, dass Sportler die Dienstpflicht nach dem Karriere-Ende nachholen könnten.
«Militärdienst ist ein Karrierekiller»
Stephan Lichtsteiner ist Kapitän der Fussball-Nati – und hatte keine RS absolviert. Der heute 32-Jährige wechselte früh von den Zürcher Grasshoppers ins Ausland, was ihm diese Prozedur ersparte. Doch auch er stimmt der Argumentation von Dobler zu und fordert «eine lösungsorientierte Analyse der zuständigen Institutionen, wie man den Militär- und Zivildienst noch besser mit der Karriere eines Spitzensportlers vereinbaren kann«.
Noch klarer wird ein Schweizer Spielerberater, der gegenüber Zeitung aber anonym bleiben will: Früher hätten Vereine die RS noch als «Lebensschule» begrüsst. Heute würden sie ihren jungen Spielern klar machen, dass «Militärdienst ein Karrierekiller» sei. «Die Vereine wollen ihre Talente möglichst früh in der ersten Mannschaft einsetzen und schnell weiterverkaufen.»
Einer der EM-Teilnehmer, der eine RS absolviert hat, ist Steve von Bergen (32). Der YB-Verteidiger empfand den Militärdienst sogar als «positive Erfahrung". Die Rekrutenschule besuchte er noch vor seinem Wechsel ins Ausland. Seit seiner Rückkehr arbeitet er jeweils in der Winterpause seine Tage im Wiederholungskurs in Magglingen BE ab. Von Bergen meint denn auch: «Gerade jungen Spielern kann der neue Horizont guttun.» (cat)