Jugendlicher packt über den Pädophilen aus, der aus dem Hochhaus sprang
Hansi hatte eine Sex-Preisliste

Der tote Kinderschänder von Kaiseraugst: «Er lockte rund 50 Buben aus der Region in seine Wohnung», sagt Joris T. (19): «Und ich war einer von ihnen.»
Publiziert: 15.05.2009 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 00:47 Uhr
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Von Ralph Donghi

Joris T.* schüttelt den Kopf. «Ich hatte fast befürchtet, dass Hansi es war, der sich getötet hat.»

Hansi. So wurde Hans Rudolf G.** (63) im Liebrüti-Quartier in Kaiseraugst AG genannt. Von Nachbarn und Kids der nahen Schule. Die meisten wussten, wer er war: Ein Kinderschänder. Einer, der im Knast war, rückfällig wurde – und für Sex bezahlte. Auch Joris.

Der 19-jährige erzählt, er habe Hansi vor etwa zweieinhalb Jahren kennengelernt. «Durch meine Ex-Freundin. Sie flog aus einem Heim und hatte mal bei ihm übernachtet. Ich wusste schon von Kollegen, dass er schwul ist und für Sex Geld lockermacht.»

Da Joris zu dieser Zeit gerade «eine Lehrstelle verloren und finanzielle Probleme» hat, lässt auch er sich auf Hansi ein. «Es hatte eine Art Liste in der Wohnung. 30 Franken gab es, wenn man sich vor ihm befriedigte. 60 wenn man ihm eins blies oder er das tun durfte. Und 100, wenn es zum Anal-Verkehr kam.» Von wie vielen Opfern weiss Joris? «Sicher rund 50 Buben.»

Und was hat Joris für Hans Rudolf G. tun müssen? «Ich ging etwa ein Jahr lang jeden zweiten Tag bei ihm vorbei. Meistens mit zwei Kollegen. Wir haben uns alle auf dem Stubensofa zu Pornofilmen einen für ihn runtergeholt. Er stand hinter dem Sofa, sah uns zu und machte es sich selbst», sagt Joris. «Das war easy verdientes Geld für den Ausgang.»

Haben Kollegen sogar Sex mit Hans Rudolf G. gehabt? «Ja. Sicher. Rund 20 Typen. Sie wussten, dass er HIV-positiv ist. Deshalb musste er immer einen Gummi nehmen.» Hat der Kinderschänder auch gefilmt? Joris: «Dafür gab es Extra-Kohle. So um die 200 oder 300.» Woher G. das viele Geld hatte, weiss Joris nicht.

Vor etwas über einem Jahr hat er «aufgehört, ihn zu besuchen», sagt Joris. «Weil plötzlich Polizisten bei mir zu Hause auftauchten und mich vor meinen Eltern zu Hansi befragten.» Denn: «Es gab etliche Anzeigen und Hinweise, die den Verdacht von Kinderpornografie erhärteten», sagt Untersuchungsrichter Peter Schmid (51).

Deshalb rückten am Montag um acht Uhr vier Kripo-Beamte zu Hans Rudolf G. aus und durchsuchten die Wohnung.

«Es wurden ein PC, eine grosse Anzahl von Fotos und zahlreiche Videoaufnahmen beschlagnahmt», sagt Schmid. Das war offenbar zu viel für Hans Rudolf G. Schmid: «Er wählte kurz vor 9.30 Uhr für die Beamten völlig überraschend den Schritt des Suizids.»

Der Kinderschänder sprang aus dem 17. Stock (im BLICK). «Ich bin schockiert. Dass er das getan hat, beweist wohl, dass er noch viel Schlimmeres gemacht hat als mit mir», sagt Joris T. Dazu Untersuchungsrichter Peter Schmid: «Wir werden natürlich die Eltern von möglichen minderjährigen Opfern informieren, was mit ihren Kindern passiert sein könnte.»

* Name geändert ** Name bekannt

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