Feierlichkeiten
Schwarzenburg feiert sein 1000-jähriges Jubiläum

Schwarzenburg feiert sein 1000-jähriges Jubiläum. Aus einem Hort von Aussätzigen und Marktort im Wald wurde im Dreieck der Städte Freiburg, Bern und Thun über die Jahrhunderte ein Regionalzentrum .
Publiziert: 10:06 Uhr
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Aktualisiert: 13:48 Uhr
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Schwarzenburg feiert ab Donnerstag sein 1000-jähriges Bestehen mit einem viertägigen Dorffest.
Foto: CHRISTIAN BEUTLER
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Keystone-SDADie Schweizer Nachrichtenagentur

1000 Jahre ist es her, seit Schwarzenburg erstmals urkundlich erwähnt wurde. «Das ist früher als Thun oder Bern», sagt der Gemeindepräsident Urs Rohrbach (Grüne) im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA nicht ohne Stolz. «Diese frühe Erwähnung zeigt, dass Schwarzenburg damals eine gewisse Bedeutung hatte. Es war nicht einfach Niemandsland.»

Die originale Urkunde ist heute verschollen. «Sie stammte vermutlich von Adeligen, die in Rümligen sassen», sagt Rohrbach. Diese hätten wohl den Durchgang zwischen Freiburg und dem Berner Oberland kontrolliert. Erhalten sind zwei Abschriften, sie liegen im Staatsarchiv Turin und im Archiv des Klosters St-Maurice.

Rohrbach – er ist promovierter Archäologe – und ein Team von über 30 Personen erarbeiteten ein umfangreiches Buch zur Geschichte von Schwarzenburg und der Region. Sie zeigen darin auf, wie das Schwarzenburgerland über die Jahrhunderte von einem Hort von Aussätzigen und Marktort im Wald zum Regionalzentrum wurde.

So schreiben die Autorinnen und Autoren etwa, dass Schwarzenburg im 15. Jahrhundert den Ruf eines «Ketzernestes» hatte, sprich sich zahlreiche Leute in der Region niederliessen, die von der offiziellen Kirchenlehre abwichen. Den Ruf eines Hippie-Nests ist die Region bis heute nicht ganz losgeworden.

Beleuchtet werden in der Chronik auch der Naturraum und wirtschaftliche, gesellschaftliche und kulturelle Entwicklungen der Region. Das rund 200-seitige Werk wurde pünktlich zum Jubiläum fertig, ebenso eine dazugehörige Ausstellung im Regionalmuseum in Schwarzenburg.

«Im Dorf wird seit über 100 Jahren vom grossen Jubiläum gesprochen», sagt Gemeindepräsident Rohrbach. Wobei: Das mit den 1000 Jahren stimmt eben nicht ganz, wie die Forschenden herausfanden.

Im Frühling 2024 stellten sie fest, dass die erste urkundliche Erwähnung Schwarzenburgs vom 21. Mai 1030 datiert. «Die Gemeinde hatte das Budget fürs Jubiläum bereits gesprochen, die Projekte waren aufgegleist. Deshalb entschieden wir uns, alles wie geplant durchzuführen.»

Und so feiert Schwarzenburg nun eben fünf Jahre zu früh. Das sei besser als zu spät, findet Rohrbach. «Die Leute nehmen das mit Humor. Was sind schon fünf Jahre auf 1000.»

Rohrbach mag aus der Recherche zur langen Geschichte Schwarzenburgs nicht einzelne Ereignisse herauspicken, die ihn besonders faszinieren. Er spricht von einer «Vielfalt», welche die Region immer ausgemacht habe und das bis heute tue.

Sicher sei aber die Eisenbahn wichtig gewesen. Sie habe die Region wirtschaftlich und sozial vorangebracht. «Die Eisenbahn ist unser Lebensnerv nach Bern.» Freiburg und Thun seien zwar auch nah, «aber sie sind in den Köpfen eben nicht gleich nah wie Bern.» Der Naturpark Gantrisch habe aber jüngst dazu geführt, dass das Gebiet zusammengewachsen sei.

Heute zählt die Gemeinde Schwarzenburg knapp 7000 Einwohnende. Der Ort zeichne sich durch seine Lebensqualität aus, sagt Rohrbach und gerät ins Schwärmen: «Schwarzenburg verfügt über einen urbanen Kern mit vielen Lädeli. Hier findest du alles, was du benötigst.» Zudem sei das Gastronomieangebot noch immer gross.

«In vielen Gemeinden und Dörfern hat es nichts mehr», sagt Rohrbach. Diese würden Citymanager benötigen, sprich Fachpersonal, die sich um die Attraktivität eines Ortes kümmern und darum, dass er nicht ausstirbt. In seiner Gemeinde sei das nicht nötig. «Schwarzenburg lebt. Die Menschen wohnen gerne hier.»

Ab Donnerstag begeht die Gemeinde ihr Jubiläum mit einem viertägigen Dorffest.

schwarzenburg2025.ch

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