Jetzt sind alle Schweizer Brücken ohne Sprengstoff
«Die Sowjets hätten es nicht nach Zürich geschafft»

Jahrzehntelang waren Brücken ins Ausland hochexplosiv – im Ernstfall hätte die Armee die mit Sprengstoff gefüllten Bauwerke in die Luft gejagt. Jetzt wurde die letzte Brücke entschärft.
Publiziert: 17.11.2014 um 13:16 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 20:07 Uhr
Trügerische Idylle: Mit einem Zünder hätte sich die Brücke zwischen Stein AG und Säckingen (D) sprengen lassen.
Foto: Alimdi.net
Von Emanuel Gisi

Hübsch liegt sie über dem Rhein, die Holzbrücke, die Stein AG mit Bad Säckingen (D) verbindet. Doch der liebliche Schein trügt: Bis vor wenigen Wochen barg das Bauwerk Sprengpotential. Erst am 16. Oktober entfernten Spezialisten der Schweizer Armee Hunderte von Kilo Sprengstoff aus den Brückenpfeilern. Das berichtet der deutsche «Sonntag».

Die Idee hinter den explosiven Brücken war ebenso simpel wie effizient: Im Notfall – bei Heranrücken des Feindes – hätte man sie in die Luft gejagt. «Ein permanentes Sprengobjekt ist brutal in seiner Wirkung», erklärt der Militärhistoriker Gerhard Wyss dem Blatt. «Das jagen Sie mit fast hundertprozentiger Sicherheit in die Luft. Das braucht keinen Mut, keine Tapferkeit.»

Sogar neue Autobahnbrücke war mit Sprengstoff ausgerüstet

Ab 1975 hatte die Schweiz aus Angst vor den Panzern des Warschauer Pakts im Rahmen des «Sprengdispositivs 75» Hunderte von Objekten mit Sprengstoff ausgerüstet.

Die historische Holzbrücke ist dabei nicht die einzige, die man geopfert hätte: Sogar in die 2006 fertiggestellte Autobahnbrücke nach Rheinfelden (D) wurde noch TNT einbetoniert – ohne das Wissen der Deutschen, die den Bau zur Hälfte zahlten.

Bis Ende Jahr wird alles entschärft

Mit einem Zünder hätte sich die Verbindung ins Nachbarland pulverisieren lassen. Doch damit ist jetzt Schluss. Bereits 2012 wurde die Brücke zwischen Waldshut und Koblenz entschärft. «Die letzten Brücken im Grenzraum zu Deutschland wurden in diesem Jahr desarmiert», sagt Armeesprecher Christoph Brunner zu Blick.ch.

Bis Ende Jahr sollen laut Brunner alle weiteren Sprengobjekte des Dispositivs 75 entschärft sein – die Armee setzt im Ernstfall auf beweglichere Barrikaden.

«Schweiz war auf diesem Gebiet Spitze»

Bedauerlich, findet Militärhistoriker Wyss. «Das war eines der wenigen Gebiete, auf denen die Schweizer Armee Spitze war.»

Wenn die sowjetischen Truppen tatsächlich in die Schweiz eingefallen wären, wären sie an der Limmat kurz vor Zürich steckengeblieben, glaubt Wyss – weil sie ihr ganzes Material für Behelfsbrücken verbaut hätten.

Erleichtert zeigt sich dagegen Klaus Eberhardt, Oberbürgermeister von Rheinfelden (D). «Im Zeichen des zusammenwachsenden Europas würde ich das nicht mehr für notwendig ansehen», sagte er dem SWR über die zur Sprengung vorbereiteten Brücken.

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