Jede Woche wollen 40 Leute ihre Pferde bei der Genfer Gnadenhof-Besitzerin Anouk Thibault abgeben
«Die Leute entsorgen Rösser wie Rasenmäher!»

Die Pflegehaltung von Pferden ist sehr aufwendig und teuer. Viele Besitzer werden sich dessen erst nach dem Kauf bewusst und wollen dann die Rösser wieder loswerden.
Publiziert: 20.11.2013 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 21:36 Uhr
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Der Hof ist voll «Im Moment können wir nur Notfälle aufnehmen», sagt Hofbesitzerin Thibault.
Foto: Bertrand Rey
Beat Michel

Alle Plätze auf dem Genfer Gnadenhof Refuge de Darwyn in Bernex sind besetzt. «Wir können nur noch im äussersten Notfall Pferde aufnehmen», sagt Tierschützerin Anouk Thibault (38). Noch nie habe es so viele verstossene und vernachlässigte Pferde gegeben wie in diesem Jahr, sagt sie.

«Ich habe jede Woche 40 Anfragen von Leuten, die ihr Pferd bei mir abgeben wollen. Das sind über 2000 Tiere pro Jahr», sagt die Direktorin des Tierheims für Pferde und Präsidentin der ersten Tierschutzsektion für Pferde in der Schweiz.

Zurzeit werden 267 Pferde auf dem Refuge und auf Partner-Höfen betreut. Gründe für den Pferdeüberschuss gibt es viele. «Aber das Hauptproblem ist die Mentalität vieler Neu-Pferdebesitzer», sagt Anouk Thibault. «Sie kaufen ein Pferd, weil es schick ist. Sie sind sich nicht bewusst, wie aufwendig die Pferdehaltung ist. Gibt es ein Problem, wollen diese Menschen das Pferd wieder loswerden. Die Leute entsorgen ihre Rösser wie Rasen­mäher.»

Die Haltung kommt teuer

Ein Pferd ist schnell mal angeschafft. Richtig teuer ist in der Schweiz die Haltung. Zwischen 500 bis 1000 Franken muss man im  Monat für Unterbringung, Futter, Pflege und Tierarzt rechnen.

«Gerade jetzt in der Finanzkrise fehlt bei vielen plötzlich das Geld, und man spart als Erstes beim Pferd», sagt Anouk Thibault. «Man lässt den Hufschmied nicht mehr kommen, bezahlt den Tierarzt nicht, füttert weniger Heu.»

Anouk Thibault spürt mit ihren Mitarbeitern Pferde auf, die von ihren Besitzern schlecht versorgt werden. Wenn ein beratendes Gespräch nichts bringt, zeigt sie die fehlbaren Tierhalter an. Oft unter Polizeischutz holt der Tierschutz dann die Tiere ab.

Ein noch grösseres Problem sind die Schweizer Pferde, die nicht mehr geritten werden können. «Manche Tiere haben ein Rückenproblem, andere haben Schmerzen in den Gelenken», erklärt Anouk Thibault.

Vielen sind die Pferde zu alt

«Die Leute wollen sich dann oft nicht mehr um ihre Tiere kümmern, deshalb versuchen sie, sie weg­zugeben.» Pferde kauft man in der Regel im Alter von etwa sechs Jahren, sie werden aber oft 30 Jahre alt. «Wir finden, sie sollen auch im Alter noch leben dürfen», sagt die Tierschützerin.

Anouk Thibault fordert deshalb eine Art Altersvorsorge für Pferde. «Das Hauptproblem ist ja das Geld», sagt sie. «Die Pferdebesitzer sollen verpflichtet werden, jeden Monat einen Betrag in eine Kasse einzuzahlen. So, dass das Geld reicht, um das Pferd für zwei bis drei Jahre auf einen Pensionshof zu stellen.»

Doch die bestehenden Pensionshöfe in der Schweiz haben im Moment das gleiche Problem wie das Refuge de Darwyn. «Wir haben eine Warteliste von vier Jahren», sagt Beatrice Michel (59), Stiftungsrätin der Stiftung für das Pferd.

«Auf unseren Pensions­höfen ist jeder Platz besetzt. Wir tragen seit Anfang Jahr auch niemanden mehr auf der Warte­liste ein.» Und traurig fügt sie an: «Oft bleibt den Tierhaltern nur der Gang zum Pferdemetzger.»

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