Jarmila (73) und Heinrich Eichenberger (†82) führten gemeinsam ein Doppelleben
Das geheimste Ehepaar der Schweiz

Familie und Freunde erwiesen Heinrich «Felix» Eichenberger (†82) gestern in der Matthäuskirche Luzern die letzte Ehre. Doch es war kein gewöhnlicher Gottesdienst. Seine Frau sprach mit BLICK über sein Doppelleben als Geheimagent.
Publiziert: 01.02.2018 um 23:39 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 03:15 Uhr
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Der frühere Geheimagent und Offizier beim Projekt 27, Heinrich Eichenberger, ist verstorben.
Foto: Blick
Anian Heierli

Seine Freunde kannten ihn als Geschäftsmann, brillanten Denker und passionierten Schachspieler. Doch was früher niemand wusste: Heinrich Eichenberger (†82) war mehr als bloss Personalchef bei der Schindler AG. Er war auch Geheimagent, ein Offizier der Spez D UNA und später beim Projekt 27 (P27). Deckname: Felix. Dieser geheime ausserordentliche Nachrichtendienst sollte während des Kalten Krieges Truppen in der Sowjetunion bespitzeln, damit die Schweiz möglichst früh von einem Angriff gewusst hätte.

Seine Frau war Teil des Projekts 26

Heinrich «Felix» Eichenberger verstarb vor zwei Wochen. Gestern erwiesen ihm Familie, Freunde und Kameraden in der Luzerner Matthäuskirche die letzte Ehre. Seine Frau Jarmila (73) hat Tränen in den Augen: «Er war ein lieber Mensch, der viel gegeben hat.» Die Witwe wusste schon früher von seinem Doppelleben. Denn: Auch sie war für eine Geheimorganisation tätig. Doch anders als ihr verstorbener Gatte war sie beim Projekt 26 (P26). Diese geheime Kaderorganisation hätte beim Angriff der Sowjets mit Guerilla-Taktiken den Widerstand im Schweizer Volk aufrechterhalten sollen.

Die gebürtige Tschechin flüchtete in die Schweiz und arbeitete hier für die P26 als Presse-Attaché: «Ich las und übersetzte vor allem den Wirtschafts- und Ökonomieteil der Prager Parteizeitung ‹Rudé Právo›.» Sie und ihr Mann hatten damals kein Problem mit der strikten Geheimhaltung um ihre Arbeit: «Wenn man etwas nicht sagt, lügt man nicht», so die Witwe.

«Mein Mann opferte für die P27 viel von seiner Zeit»

Die Geheimorganisationen P26 und P27 sind bis heute umstritten. Die privaten Organisationen wurden mit Steuergeldern finanziert, obwohl politische Kontrolle und rechtliche Grundlage fehlten. Dennoch wurden viele Mitglieder bereits rehabilitiert und gelten für viele als Patrioten. Jarmila Eichenberger dazu: «Mein Mann opferte für die P27 viel von seiner Zeit.»

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