Islam-Expertin Keller-Messahli über den Fall An'Nur
«Es geht um Geld und um Macht über die Moscheebesucher»

Acht Personen im Umkreis der An'Nur-Moschee sitzen wohl bald in Untersuchungshaft. Damit sind die Probleme um die radikale Gruppe in der umstrittenen Winterthurer Glaubensgemeinschaft noch nicht gelöst, sagt Saïda Keller-Messahli.
Publiziert: 23.02.2017 um 13:02 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 00:10 Uhr
Saïda Keller-Messahli ist Gründerin und Präsidentin des Forums für einen fortschrittlichen Islam.
Foto: CHRISTIAN BEUTLER

Die Staatsanwaltschaft Winterthur ZH hat für acht Personen und einen Jugendlichen aus dem Kreis der Winterthurer An'Nur-Moschee Untersuchungshaft beantragt. Die mutmasslichen Schläger sollen im November aus Rache für die Weitergabe von Informationen zwei Glaubensbrüder verprügelt und mit dem Tode bedroht haben (BLICK berichtete). 

Islamexpertin Saïda Keller-Messahli überrascht der brutale Übergriff auf die zwei Personen nicht. «In dieser Moschee geht es um Geld und um Macht über die Moscheebesucher.»

Es ist nicht das erste Mal, dass an einem Glaubensbruder wegen Unstimmigkeiten gewaltsam Rache genommen wird, berichtet ein ehemaliger Moscheebesucher in einem Interview mit dem «Landboten». Zudem seien vor drei Jahren Spendengelder im fünfstelligen Bereich verschwunden.

Die Moschee lädt seit Jahren radikale Prediger ein

Seit Jahren seien in der An'Nur-Moschee radikale Prediger am Werk, sagt Saïda Keller-Messahli, die Gründerin und Präsidentin des Forums für einen fortschrittlichen Islam. «Sie werden von den Moscheebetreibern eingeladen, weil sie das vertreten, was die Moscheebetreiber auch vertreten: eine extremistische Auslegung des Islam.» Bereits im Jahr 2013 habe die An'Nur-Moschee einen radikalen Prediger aus Libyen angeheuert – der sich mittlerweile wieder in sein Heimatland zurückgezogen hat.

Bereits im November 2016 führte die Polizei eine Razzia bei der An'Nur-Moschee in Winterthur durch.
Foto: Keystone/Walter Bieri

Die Vereinigung Islamischer Organisationen Kanton Zürich (VIOZ), bei der die An'Nur-Moschee Mitglied ist, übernehme grundsätzlich keine Verantwortung und sei nicht in der Lage, die Gesellschaft vor radikalen Moscheen zu schützen, sagt Keller-Messahli. Damit mache sie sich «bewusst zur Komplizin etlicher radikaler Prediger».

Nur kurzfristige Beruhigung

Durch die Verhaftungen würde sich die Situation kurzfristig beruhigen. «Doch an ihrer extremistischen Haltung wird sich wohl nichts ändern. Fanatiker sind leider schwer von ihrer Sicht der Dinge abzubringen», sagt die Expertin. «Deshalb glaube ich, dass sie sich reorganisieren und gleich weiterwirken werden.»

Die Lösung: «Die Moschee An'Nur hätte längst geschlossen und deren Verantwortliche zur Rechenschaft gezogen werden müssen», sagt Saïda Keller-Messahli. «Die Grundproblematik ‹extremistisches Gedankengut› bleibt bestehen.»

Deshalb müsse nun politisch konsequent durchgegriffen werden. Zum Beispiel bei ausländischen Predigern: «Wer das Aufenthaltsrecht dazu missbraucht, extremistisches Gedankengut zu verbreiten und andere zu radikalisieren oder zu terrorisieren, sollte schlicht des Landes verwiesen werden.» (kra)

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