Murat K.* (39) gesteht. Er zögert nicht, sagt leise: «Es ist entsetzlich. Da wird nie Gras darüber wachsen. Wenn ich sage, dass es mir leid tut, macht es das nicht besser.»
Der Türke aus Rheinfelden AG hat das Cabaret Moulin Rouge in Augst BL angezündet, drei Menschen kamen dabei ums Leben. Dafür steht er seit gestern vor Gericht. Das Motiv: Eifersucht und gekränkter Stolz, glaubt die Staatsanwaltschaft. Notwehr und Angst, sagt der Angeklagte.
In der Nacht auf den 15. November 2008 kauft IV-Rentner K. einen Kanister, füllt ihn mit Benzin. Verschüttet es im Cabaret, wirft ein brennendes Taschentuch hinein. Drei Tänzerinnen im zweiten Stock sterben. Ilhame (†21), Maya (†26) und Marina (†23).
Seine Ex-Geliebte, die gebürtige Rumänin Gabriela A.* (39), ihre Mutter und ihr Buchhalter überleben.
«Mit einem klaren Kopf hätte ich das nicht gemacht»
Zwei Polizisten begleiten den vierfachen Familienvater Murat K. gestern Morgen in den Gerichtssaal in Liestal.
Er trägt schwarze Hosen, ein apricotfarbenes Hemd. Gleich zu Prozessbeginn deuten seine Anwälte die neue Verteidigungsstrategie an: Murat K. bekennt sich neu zur mehrfachen eventualvorsätzlichen Tötung und des Versuchs dazu. Immerhin.
Mehrfachen Mord und mehrfachen versuchten Mord streitet er weiter ab.
«Mit einem klaren Kopf hätte ich das nicht gemacht», sagt Murat K. «Aber zu diesem Zeitpunkt war ich am Abgrund.»
Brand aus Eifersucht
Staatsanwalt Pascal Pilet glaubt, dass er den Brand aus Eifersucht legte. Am 15. August, genau drei Monate vor dem Moulin-Rouge- Inferno, geht die Beziehung von Gabriela A. und Murat K. in die Brüche. An diesem Abend zerlegt er im Suff das Cabaret-Inventar.
Dass ihm das Beziehungs-Aus zusetzte, bestreitet Murat K. gestern. «Ich habe ja Schluss gemacht!»
Ob er denn nicht eifersüchtig gewesen sei? «Herr Gerichtspräsident, ich bin nicht Adam und sie war nicht Eva. Eifersüchtig war ich nicht», antwortet er. «Wenn ich gekränkt gewesen wäre, hätte ich nur ein Ziel gehabt. Ich hätte Gabriela getötet.»
Feuer aus Notwehr
Das Feuer will er aus «Notwehr wegen Drohungen» gelegt haben, von denen ihm sein Freund Rasim Y.* berichtete.
«Gabriela wird Leute schicken, aus Rumänien. Das habe er im Cabaret gehört – hat mir Rasim erzählt», erklärt Murat K. Diese Drohungen habe er mit dem Anschlag stoppen wollen.
Was Murat K. darunter verstanden habe, will der Gerichtspräsident wissen. «Wofür würde einer wohl aus Rumänien kommen?», weicht K. aus. «Nicht zum Gratulieren!»
Heute wisse er, dass Rasim Y. gelogen habe. «Er ist nicht richtig im Kopf. Deshalb haben sie ihn ja auch schon aus dem Jass-Club geworfen.»
Gerechtigkeit für den Tod seiner Schwägerin
Auch Kurt Wiederkehr (61) verfolgt gestern den Prozess. Der Wirt will Gerechtigkeit für den Tod seiner Schwägerin Maya L.*. «Es ist sehr hart für ihre Familie in der Ukraine. Sie sind noch lange nicht über den Verlust hinweg», sagt er. «Dabei hat es Maya so gut gefallen in Augst. Sie wurde gut behandelt.»
Von Murat K. hält er nicht viel: «Ich habe den Eindruck, der will uns irgendwelche Geschichten andrehen.»
Die Verhandlung dauert noch bis Freitag. Das Urteil wird am 5. August eröffnet.
*Namen bekannt