Franz Wrousis wohnte Wochen im Wald, bevor er am Montag austickte und in einer CSS-Filiale in Schaffhausen Menschen mit einer Motorsäge angriff. Seither befindet er sich auf der Flucht.
Wrousis Transformation vom verwirrten Eigenbrötler zum Motorsägen-Mann begann schleichend. Nach einem Autounfall bezog er IV-Rente, sei komisch geworden und am Ende untergetaucht, sagen ehemalige Nachbarn.
Wrousis wollte weg von den Menschen
Vor drei Monaten hauste Wrousis kurz in Graubünden, sagte dem Hotelier Benjamin Schmid (34) aus Laax, er brauche Abstand, müsse weg von den Menschen. «Er sagte etwas von schlechten Vibes», so Schmid zu BLICK.
Wochen vor seiner Tat ist Wrousis zum Waldmenschen mutiert, lebte in Uhwiesen ZH in seinem zugemüllten Auto.
Er ist nicht der Einzige. Waldmenschen gibt es viele in der Schweiz.
«Häufig sind das Menschen, die mit dem Alltag oder mit sich selber nicht mehr klarkommen und dann den radikalen Schritt in die totale Einsamkeit wagen», sagt Johannes Ullrich, Professor für Sozialpsychologie an der Universität Zürich. Diese Leute hätten die Hoffnung, zur Ruhe zu kommen, ungestört zu sein und dass das ihre Probleme mit sich oder ihrem Umfeld lindere.
Ein halbes Jahrhundert in der Abgeschiedenheit
Für Aufsehen sorgte etwa der Fall des Sepp Manser (†80) in Brüllisau AI, eines Waldmenschen, der im August 2012 in einem selbst gebastelten Bunker tot aufgefunden wurde.
Manser lebte ein halbes Jahrhundert in der Abgeschiedenheit, hortete Waffen und Sprengstoff, ohne aber im Dorf Brüllisau für Angst und Schrecken zu sorgen. «Er war ein komischer, aber lieber Mensch», sagte damals Esther Inauen, Wirtin vom Restaurant Schäfli in Steinegg AI, zu BLICK.
Nicht so Franz Wrousis. Der Hass auf die Aussenwelt scheint bei ihm in der Abgeschiedenheit nur noch grösser geworden zu sein.
Psychologe Ullrich: «In der Einsamkeit können Probleme noch grösser werden, der radikale Ausstieg aus der Gesellschaft ist langfristig nie eine gute Idee. Am Ende ist der Mensch von Sozialkontakten abhängig.»