Eine grosse Wiese zwischen dem Wald und einem Weizenfeld oberhalb von Huttwil BE. Hier ist für zwei Wochen das Zuhause der Pfadi Baar ZG. 130 Buben und Mädchen sind im Sommerlager. Langeweile ist an diesem Flecken im Emmental ein Fremdwort. Und das wissen immer mehr Kinder zu schätzen.
«Die Pfadi boomt, in Genf gibt es sogar Wartelisten», sagt Lagerleiter Samuel «Olipo» Imfeld (22). Seit 2012 ist die Pfadi Schweiz um sieben Prozent gewachsen.
Ausdauer ist gefragt
Im Lager ist heute Sporttag: um neun Uhr morgens geht es los. «Olipo» steht an einem der elf Posten, die die Pfader mit ihren Gruppen, den Fähnlis, absolvieren müssen. Der Leiter weiss: «Hier zählt Ausdauer!»
Was das heisst zeigt sich, als ein Fähnli mit fünf Jungs kommt. Zwei Pfader müssen dreimal je fünf Minuten lang abwechselnd Rumpfbeugen und Liegestützen machen sowie Seiligumpen. «Ist die Wasserflasche erlaubt?», fragt einer. «Ja», antwortet «Olipo». Dann: «Darf man das T-Shirt ausziehen?» Antwort: «Nein.»
Nach 15 Minuten sind die Jungs ausgepowert. Der Leiter hat die Anzahl der Übungen mit der Stoppuhr gemessen. Am nächsten Posten müssen die Pfader zwölf Minuten lang zu einer Blache mit Gegenständen rennen und sich diese merken.
Striktes Handy-Verbot
Im Lager herrscht striktes Handy-Verbot. Florian «Biber» Buess (29) ist für das Essen verantwortlich. «Technische Geräte sind tabu. Wir haben hier auch keinen Strom, um Handys aufzuladen. Wir brauchen hier keine Smartphone-Zombies.»
Die Pfader sind gleicher Meinung. «Es gibt immer etwas zu tun», sagt Luisa «Solero» Dossenbach (13). «Ich brauche das Handy im Lager nicht.» Auch Alex «Moko» Schmid (15) sagt: «Ich habe kein Problem wegen des Handyverbots. Wenn ich in der Pfadi bin, habe ich anderes zu tun.»
Die Pfader kochen mit Holz. Die Fähnli haben ihre eigenen Küchen gebaut. Einen Gaskocher gibt es nur für jene, die auch mal einen Kaffee brauchen.
Eine Woche lang sind auch acht Pfader der PTA (Pfadi Trotz Allem) im Lager. Sie haben eine Behinderung. Elf Betreuer kümmern sich extra um sie. Monique «Saroja» Espinola (21) erläutert: «Wenn man die Freude der Teilnehmer sieht, packt es einen voll.» Auch ihr Kollege Fabio «Luchs» Fölmli (27) ist begeistert: «Es macht mir grosse Freude, mit Kindern zusammenzuarbeiten.»
Naturwissenschaftliche Themen
Das Pfadilager steht unter dem Motto «Ein Meteoriten-Einschlag verseuchte die Welt.» Die Pfader mussten flüchten und das Lager aufbauen. Jetzt müssen sie die Welt retten. Das passiert mit dem Strahleomat 9000: Ein halb zerlegtes Velo, das mit verschiedenen Teilen bestückt werden muss.
Das Lager ist auch eine logistische Herausforderung. Ein grosser LKW plus Anhänger brachte das Material. Der Aufbau dauerte drei Tage. Akkurat stehen jetzt die Spatz-Zelte der Pfader und das grosse Sarasani-Zelt der Leiter aus Armeeblachen da.
«Das Schönste ist, wenn wir abends Lieder zusammen singen und auf dem Feuer Marshmallows braten», sagt Mo «Akina» Schuler (18). Denn: «Der Zusammenhalt ist super.» Um Mitternacht ist Nachtruhe. Das ist auch kein Problem: Die Pfader sind so müde, dass sie wie Steine schlafen.