Illegales Shopping vor 1. August
Der Knall-Tourismus boomt

Nicht nur Fleisch und Shampoo stehen auf der Auslands-Einkaufsliste, sondern auch Feuerwerkskörper. Dabei nehmen die Schweizer auch gerne Verbotenes und zu viel mit.
Publiziert: 28.07.2016 um 16:19 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 06:46 Uhr
Anastasia Mamonova

Kurz vor dem Nationalfeiertag decken sich die Schweizer mit Feuerwerkskörper ein. Dafür reisen sie auch gerne ins benachbarte Ausland, um dort Raketen, Vulkanen und Knallkörper zu kaufen. 

Letztere obliegen aber einem kompletten Einfuhrverbot. Die Grenzwache warnt die Einkaufstouristen: «Es ist erlaubt, Feuerwerkskörper bis zu 2,5 kg pro Person mitzunehmen. Die Einfuhr von am Boden knallenden Feuerwerk ist aber gänzlich verboten», sagt Jasmine Blum, Stv. Informationsbeauftragte Kommando Grenzwachtregion Basel zu BLICK.

Die «Lady Crackers» dürfen nicht aus dem Ausland importiert werden.
Foto: Youtube Screenshot

Auch «Lady Crackers», die «länger als 22 Millimeter sind und/oder einen Durchmesser von mehr als 3 Millimeter aufweisen» sowie «Knallteufel» mit einem Gewicht von über 2,5 Milligram, dürfen nicht importiert werden, wie es in der Medienmitteilung der Polizei und Grenzwache heisst. «Gezielte Zollkontrollen für Feuerwerk gibt es keine. Hat jemand Verbotenes oder zu viel Feuerwerk dabei, wird es eingezogen und man muss mit einer Strafe rechnen.»

«Die Schweizer lassen sich nicht alles verbieten»

Doch darauf pfeifen die Schweizer. «Bei uns kaufen sehr viele Schweizer ihr Feuerwerk ein und in 80 Prozent der Fälle deutlich mehr als 2,5 Kilo», sagt Günter Hagen, Geschäftsführer des Feuerwerkshops Ludovikus in Lustenau (Ö). Beliebt seien vor allem Batteriefeuerwerke, Vulkane und die zur Einfuhr verbotenen Knallkörper.

«Im Schnitt geben die Leute zwischen 40 und 80 Euro aus. Es gibt aber auch solche, die sich den Spass bis zu 150 Euro kosten lassen.» Einige seiner Stammkunden seien an der Grenze bereits erwischt worden, erzählt Hagen, doch das wäre ihnen egal. «Sie wollen sich nicht alles verbieten lassen. Eine Kundin erzählte mir mal: ‹Es interessiert mich nicht, was in der Schweiz verboten ist. Ich bin Schweizer Bürgerin, ich mache was ich will.› Darum nehmen sie die Strafe gerne in Kauf.»

Dass die Schweizer vor dem 1. August gerne im Ausland einkaufen, bestätigt auch Michael Rehak, Geschäftsführer des Feuerwerkshops Fireevent in Hohenems (Ö). Die Mehrheit seiner Kunden halte sich allerdings an die Zoll-Vorgaben. «Wir klären die Leute immer auf, was sie über die Grenze mitführen dürfen. Aber wenn jemand trotzdem Knallkörper oder mehr als 2,5 kg mitnehmen möchte, dann verkaufen wir ihm das gerne.»

Letztes Jahr wurde einer seiner Kunden mit zu viel Feuerwerk erwischt und kassierte eine Busse von 200 Franken. «Aber das ist wie mit dem Autofahren. Sie fahren zu schnell, zahlen eine Strafe und tun das dann trotzdem wieder.»

Rolf und Claudia Bucher zeigen Ihre Knallkörper im Atelier Bucher in Zürich.
Foto: Joseph Khakshouri

Von der Konkurrenz im Ausland merkt Claudia Bucher, die im Atelier ­Bucher beim Zürcher Goldbrunnenplatz seit 35 Jahren Feuerwerke verkauft, aber nichts. «Unsere Stammkunden, die unter anderem in die Berge fahren, haben schon eingekauft. Andere kommen, wie auch in den letzten Jahren, erst auf den letzten Drücker am Wochenende. Darum haben wir auch am Sonntag geöffnet.»

In ihrem Laden kaufen die Leute am liebsten klassische Vulkane und praktische Batteriefeuerwerke. Dabei geben sie auch schon mal 150 Franken aus. Obwohl ihr Geschäft im Vergleich zu den letzten Jahren gleich gut läuft, würde sie es begrüssen, wenn die Leute vermehrt in der Heimat einkaufen würden. «Alleine schon aus Sicherheitsgründen. Schliesslich gibt es Feuerwerkskörper, die in der Schweiz verboten, aber im Ausland erlaubt sind», betont Bucher.

«Knallfred» Wilfred Burri in seinem Büro.
Foto: PETER GERBER

Auch Wilfred Burri, der in Bern den eigenen Feuerwerks-Shop «KnallFred» leitet, ist von den ausländischen Feuerwerkskörpern nicht begeistert. «Das ist unkontrollierte Ware und ich bin strikt dagegen.» 

Trotz den ausländischen Anbietern, läuft sein Geschäft gerade wie verrückt. «Die Menschen freuen sich, dass sie wieder was ablassen können und kaufen am liebsten ‹Zuckerstöcke› oder ‹Berner Blumenprachten›.»

In der Schweiz würden die Feuerwerkskörper strengen Qualitätskriterien unterzogen werden, während man bei den ausländischen nie sicher sein könne, was einen erwarte, meint Burri. «Es kann schnell gefährlich werden, darum sage ich ‹Schuster, bleib bei deinen Leisten›».

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