IKRK-Präsident Peter Maurer (60) kritisiert Donald Trump
«Was zur Hölle ist mit der Welt los?»

Immer mehr Krieg und zivile Opfer. Flüchtlinge, die wieder zurückgeschickt werden und Politiker, die Folter für ein gutes Instrument halten. Der Präsident des Roten Kreuzes hat zurzeit gute Gründe, Politiker wieder einmal zu ermahnen.
Publiziert: 02.05.2016 um 22:31 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 18:30 Uhr
IKRK-Präsident Peter Maurer (60) fordert wieder mehr Respekt für die Genfer Abkommen, welche unbeteiligte vor dem Krieg schützen sollen (Archivbild).
Foto: KEYSTONE/Valentin Flauraud

Der Präsident des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), Peter Maurer (60), muss sich in letzter Zeit vermehrt für die Genfer Konventionen einsetzen. Grund dafür sind der IS, europäische Länder, welche Flüchtlinge zurückweisen und sogar US-Präsidentschaftskandidaten. Diese sprechen davon, künftig Familien von Terroristen bombardieren zu wollen.

Maurer hat demzufolge allen Grund, wütend zu sein. Denn die Genfer Konventionen sind ein zwischenstaatliches Abkommen, welches den Krieg «humaner» machen soll. In den Papieren wird unter anderem geregelt, wie im Kriegsfall mit unbeteiligten und verletzten Personen umzugehen ist. Das Abkommen wurde von fast allen Staaten weltweit unterzeichnet.

«Bei mir klingeln die Alarmglocken», so der Präsident zu «The Daily Beast». Wenn sich der IS nicht benimmt, wieso sollten wir uns dann benehmen, so der allgemeine Tenor, welchen Maurer von verschiedenen Staaten zu hören bekommt. Die Aussagen sieht er als Folge zunehmender terroristischer Brutalität. 

Letzten Donnerstag wurde die syrische Stadt Aleppo erneut bombardiert. Dabei kamen auch Zivilisten ums Leben.
Foto: EPA/ZOUHIR AL SHIMALE

Genfer Abkommen wird öffentlich in Frage gestellt

Erst letzten Donnerstag ist in Aleppo (Syrien) ein Krankenhaus bombardiert worden. Mehr als 20 Zivilisten wurden getötet. Umso wichtiger ist es daher, dass Maurer und sein Team auf die Bedeutung der Genfer Abkommen in einer neuen Kampagne aufmerksam machen.

«Was zur Hölle ist mit der Welt los, wenn diejenigen, welche am Ursprung des humanitären Völkerrechts sind, in öffentlichen Debatten fragen, ob die Abkommen noch irgendeine Bedeutung haben oder respektiert werden sollen?», fragt Maurer «The Daily Beast» und geht mit harten Worten gegen die Missachtung vor.

«Es werden keine Menschen gefoltert. Keine Zivilisten angegriffen. Man schützt bei einem Angriff Frauen und Kinder so gut wie möglich», erklärt Maurer die Regeln. Es sind Dinge, die er den Staatsmännern auf seinen Besuchen immer wieder eintrichtern muss. Würden jedoch alle die Regeln akzeptiert, so «behandelt man Gefangene menschenwürdig, weil man weiss, dass die eigenen Gefangenen auf der anderen Seite auch menschenwürdig behandelt werden».

Peter Maurer (rechts), spricht mit einem Arzt in Putumayo (Kolumbien) und informiert sich über seine Arbeit.
Foto: BORIS HEGER / ICRC / HANDOUT

Trump und Cruz machen Maurer den Job schwer

Doch genau das Gegenteil wollen die US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump (69) und Ted Cruz (45). Sie wollen den Feind unter allen Umständen besiegen – Menschenwürde hin oder her, so scheint es. Wie Trump in einer Rede letzte Woche sagte, will er die Foltermethode des «Waterboarding» wieder einführen und Familien von IS-Terroristen töten. Beides ist unter der Genfer Konvention verboten.

«Solche Aussagen sind sehr gefährlich», sagt Maurer frustriert, «es ist eine Sache, wenn ein Politiker eines kleinen Landes so etwas sagt. Es gibt aber einen grossen Unterschied, wenn es ein Präsidentschaftskandidat einer Supermacht verkündet».

Unter diesen Bedingungen sei es für Maurer nicht einfach, unter anderem mit Führern der schiitischen Miliz im Irak zu sprechen und diese zum Beitritt der Konventionen zu bewegen. Doch trotz der zunehmenden Missachtung des Abkommens besucht Maurer weiterhin diverse Staaten, um in erster Linie den Unschuldigen des Krieges helfen zu können. (lz)

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