Bundesrats-Fahrerin Sarah Giger.

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Von Karin Müller

Kann man nach so einem abwechslungsreichen Berufsabschnitt einfach eine andere Herausforderung annehmen? «Der Abschied fällt mir enorm schwer. Ich hatte die Chance, mein Hobby Autofahren zum Beruf zu machen.»

Das sagt Sarah Giger, die einzige Frau unter den Chauffeuren der Bundesräte. Erst stand sie in den Diensten von Ex-Aussenministerin Micheline Calmy-Rey. Nun fährt sie Bundesrat Alain Berset.

Diskretion ist das A und O

Als Fahrer schnappt man die eine oder andere heisse Story auf und muss trotzdem absolut vertrauenswürdig bleiben. «Diskretion ist das oberste Gebot», erklärt Sarah Giger. Man erfahre auch viel Persönliches vom jeweiligen Bundesrat.

Es ist ein 24-Stunden-Job. Per Handy ist sie rund um die Uhr für ihren Chef erreichbar. «Man muss sehr flexibel sein. Man lebt für den Job.»

Giger arbeitete früher als Polizistin bei der Stadtpolizei Biel und erfuhr per Zufall, dass Micheline Calmy-Rey einen neuen Chauffeur suchte. Giger: «Und ich dachte, die Chance muss ich packen. Ich habe keine Sekunde bereut. Es ist sehr speziell, dass man einer der sieben Fahrer ist, die den Job machen.»

Starke Ereignisse prägen ihr Leben

Ein Erlebnis wird Sarah Giger nie mehr vergessen: «Als die beiden Libyen-Geiseln Rachid Hamdani und Max Göldi befreit wurden. Frau Calmy-Rey holte die eine Geisel zurück und ich wartete in Zürich am Flughafen auf die Ankunft des Flugzeugs. Es war mitten in der Nacht. Die Familie der Geisel war dort und ich erlebte hautnah, als sie ihn zum ersten Mal wieder in die Arme nehmen konnten. Das war sehr eindrucksvoll und berührte mich unheimlich.»

Es tue ihr weh, wegzugehen, erzählt die scheidende Bundesrats-Fahrerin. «Ich hätte mir schon vorstellen können, bis zur Pensionierung zu fahren. Aber irgendwann muss man sich entscheiden. Und ich wollte eine neue Herausforderung.»

Bald trägt die Bundesrats-Chauffeuse wieder Uniform. Bei der Stadtpolizei Solothurn.