Hugo Wyssbrod (76) ist der älteste Jungunternehmer der Schweiz
Er gibt der Pensionierung den Schuh

Hugo Wyssbrod aus Biel BE arbeitet wieder in seinem Traumberuf: Der 76-Jährige hat in Nidau BE eine Schuhmacherei gekauft – und denkt noch lange nicht an den Ruhestand.
Publiziert: 13.03.2017 um 21:10 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 11:51 Uhr
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Hugo Wyssbrod (76) liebt seinen Beruf.
Foto: Peter Gerber

Hugo Wyssbrod (76) aus Biel BE ist wieder in seinem Element. Seit Anfang Jahr betreibt er einen Schuhmacherladen in Nidau BE: «Schon am Eröffnungstag hatte ich 100 Schuhe zum Flicken.» Der älteste Jungunternehmer der Schweiz kann sich vor Aufträgen kaum retten. Allein im Gestell hinter der Kasse stehen 60 Paar reparierte Schuhe.

Wyssbrod arbeitet seit 45 Jahren als Schuhmacher. Die Lehre machte er in Luzern. Dann arbeitete er in mehreren Betrieben, davon 27 Jahre in der Schuhmacherei von Bata in Biel BE. Als diese an Mister Minit verkauft wurde, verlor Wyssbrod seinen Job: «Ich war 58 Jahre alt. Man sagte mir, ich sei zu teuer.»

Ein Sponsor hilft mit Startkapital

Doch der Berner ist eine Kämpfernatur: «Ich lasse mich nicht unterkriegen. Ausserdem kann man von 2300 Franken AHV nicht leben.» Bis zum Pensionsalter richtete Wyssbrod im Rahmen eines RAV-Beschäftigungsprogramms eine Schuhmacherei in Biel ein. Der Betrieb existiert bis heute, Chef ist ein früherer Lehrling von Wyssbrod. 

Sein jetziges Geschäft wurde dem Schuhmacher vom damaligen Besitzer angeboten. «Ich überlegte nicht lang und sagte mir: Jetzt oder nie!» Ein Freund lieh Wyssbrod das notwendige Geld zum Kauf des Ladens. Das Start-up kann starten: «Ein paar Leute sagten, ich sei ein Spinner. Andere waren neidisch!»

Geigen und Skulpturen als Hobby zum Beruf

Wyssbrod flickt 30 bis 35 Paar Schuhe am Tag. Von Dienstag bis Samstag steht er in seinem Laden und klopft Sohlen, hantiert an Schleif-, Dehn- und Poliermaschinen. Im Hintergrund läuft immer klassische Musik. «Ich liebe den Beruf und den Kundenkontakt», sagt Wyssbrod. «Ich möchte hier nicht mehr weg und habe noch lange nicht genug.»

Wyssbrod werkelt aber nicht nur gern an Schuhen: Auch Geigen und Skulpturen haben es ihm angetan. «Diese Hobbys gebe ich nicht auf. Auch, wenn der Betrieb hier manchmal ganz schön stressig ist», sagt der Schuhmacher.

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