Diese Zahl macht deutlich: Das tödliche Coronavirus liess die Übersterblichkeit durch die Decke gehen. In der Schweiz kamen 2020 mehr Menschen ums Leben als noch 2019. Konkret: 76'000 Menschen – das sind 8200 mehr Todesfälle als im Vorjahr. Ein Anstieg von 12,1 Prozent.
Das Bundesamt für Statistik (BFS) schreibt dazu nüchtern: «Diese starke Zunahme hängt mit der Covid-19-Pandemie zusammen.» In nahezu allen Kantonen wurde ein Anstieg der Todesfälle verbucht. Einzige Ausnahme: der Kanton Nidwalden. Dort wurden sogar zwei Tote weniger registriert als 2019.
Insbesondere die Corona-Wellen finden sich in den Statistiken wieder. In der Altersgruppe von 65 Jahren und älter starben rund 1500 Personen (26 Prozent) mehr als erwartet, in der Altersgruppe unter 65 Jahren rund 100 Personen (12 Prozent) mehr. Im Sommer gab es eine Verschnaufpause. Doch dann zog Corona wieder an, die Infektionen stiegen wieder. Vom 19. Oktober 2020 bis zum Ende 2020 starben in der Altersgruppe 65 Jahre und älter rund 7300 Personen (56 Prozent) mehr als erwartet.
Mehr Männer betroffen als Frauen
Dabei entwickelte sich die Übersterblichkeit in beiden Wellen regional unterschiedlich. In der ersten Welle zeigte sich 2020 die Übersterblichkeit besonders ausgeprägt in der Genferseeregion und im Kanton Tessin. Demgegenüber ging die zweite Welle in allen sieben Grossregionen mit einer deutlichen und anhaltenden Übersterblichkeit einher, die sich bis in den Januar des Jahres 2021 fortsetzte.
Und noch etwas fällt beim Blick auf die Zahlen auf: Besonders für Männer wurde Corona zur Todesfalle. Hier verzeichnet das BAS ein Plus von 14,6 Prozent. Bei Frauen gab es einen Anstieg von 9,9 Prozent.
Im Jahr 2020 starben wegen Corona zwar mehr Menschen als erwartet. Dieser Trend scheint sich aber nicht im Jahr 2021 fortzusetzen. Von Februar bis Ende März 2021 wurden laut dem BFS etwa 1090 Todesfälle weniger als erwartet registriert. Die Zahl der Toten steigt nicht mehr rapide an. Im Gegenteil: Zurzeit sterben weniger Menschen. Heisst: Die Massnahmen und die Impfungen scheinen zu wirken.
Mehr Geburten in Graubünden, St. Gallen und Schaffhausen
Über die Auswirkungen der Pandemie auf die Geburtenrate könne wegen der Dauer der Schwangerschaft noch keine sichere Aussage gemacht werden, schreibt das BFS. Gemäss provisorischer Statistik ging die Anzahl Geburten von 86'200 im Jahr 2019 leicht auf 85'500 zurück.
72,4 Prozent der Geburten erfolgten innerhalb einer Ehe. Die durchschnittliche Anzahl Kinder pro Frau lag bei 1,46. Einen Anstieg der Geburten gegenüber 2019 verzeichneten die Kantone Graubünden, St.Gallen, Solothurn, Nidwalden, Schaffhausen, Wallis, Schwyz und Obwalden.
Der Geburtenüberschuss – die Differenz zwischen Geburten und Todesfällen – hat sich gegenüber dem Vorjahr praktisch halbiert von 18'400 auf 9500 Personen. Dieser Rückgang war gemäss BFS hauptsächlich auf den Anstieg der Todesfälle zurückzuführen.
«Damit liegt der Geburtenüberschuss auf dem tiefsten Niveau seit 2004. In den Kantonen Tessin, Bern, Basel-Landschaft, Neuenburg, Graubünden, Jura, Basel-Stadt, Schaffhausen und Glarus war der Geburtenüberschuss sogar negativ, d.h. es starben mehr Menschen als Kinder geboren wurden».
Mehr Eheschliessungen in Graubünden
Sowohl Hochzeiten wie Scheidungen haben 2020 gegenüber dem Jahr davor abgenommen – gemäss BFS «hing (das) vermutlich mit der Covid-19-Pandemie zusammen».
Es wurden 34'900 Ehen geschlossen, 10,4 Prozent weniger als 2019. Dabei liessen sich deutlich weniger Schweizer Paare vom Bund fürs Leben abbringen als ausländische: Unter Schweizer Staatsangehörigen wurde 5,2 Prozent seltener geheiratet, ausländische oder gemischt-nationale Paare sagten 15-15,6 Prozent seltener «Ja».
Wiederum war Nidwalden die Ausnahme: Hier läuteten die Hochzeitsglocken um 1,6 Prozent häufiger. Geschlagen wurde das nur von Graubünden, wo 2 Prozent mehr Eheschliessungen registriert wurden als 2019. (jmh/SDA)