Hörgeschädigte Menschen kämpfen mit der Informationsflut
«Masken sind nicht das Hauptproblem»

Gehörlose und Hörbehinderte stehen in der Corona-Krise vor ungeahnten Herausforderungen. Das Tragen von Schutzmasken beim Lippenlesen ist dabei nicht das Hauptproblem. Als viel schwieriger erweist sich für die Betroffenen der Kampf mit der Informationsflut.
Publiziert: 27.05.2020 um 13:31 Uhr
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Kommt die Maskenpflicht in den ÖV?
Foto: keystone-sda.ch

Vielerorts auf der Welt herrscht Maskenpflicht im öffentlichen Raum. Auch hierzulande könnte ein Obligatorium fordert das Zugpersonal vehement: Wenigstens im ÖV soll Maskenpflicht herrschen.

Zwar wird das Sprechen dadurch nicht beeinflusst, doch die Stimme wird gedämmt, Mimik und Lippenbewegungen bleiben verborgen. Für Gehörlose und schwerhörige Menschen wichtige Bestandteile der Kommunikation, die so plötzlich fehlen würden.

Medienkonferenzen nicht vollumfänglich übersetzt

Mediensprecher Beat Holdener vom schweizerischen Gehörlosenbund: «Masken sind nicht das Hauptproblem. Betroffene kommunizieren idealerweise in Gebärdensprache. Und dafür braucht es hauptsächlich die Hände.» Von den Lippen ihres Gegenübers ablesen können weniger als 30 Prozent der Gehörlosen.

Ein weitaus grösseres Problem war der Informationszugang: «Die Corona-Krise hat gezeigt, dass der vollständige Zugang zur Gebärdensprache in der Schweiz noch nicht Realität ist. Die Medienkonferenzen des Bundesrats und der zuständigen Bundesämter wurden nicht von Anfang an in alle drei Gebärdensprachen übersetzt», erklärt der Mediensprecher.

Erst durch die Intervention des Gehörlosenbundes bei verschiedenen Institutionen habe sich das geändert. Unter anderem wurden Erklärvideos zu wichtigen Corona-Fragen in Gebärdensprachen online zugänglich.

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