Herzlose Arbeitgeber
Endstation Mutterschaftsurlaub

Mütter dürfen bis 16 Wochen nach der Geburt nicht entlassen werden. Vermehrt warten Arbeitgeber diesen Moment ab – und schlagen dann zu.
Publiziert: 02.11.2016 um 21:46 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 17:25 Uhr
Mütter sind am Arbeitsplatz nach der Geburt eines Kindes häufig nicht mehr willkommen.
Foto: g-stockstudio

Auf viele Mütter wartet nach dem Babyurlaub eine böse Überraschung: Statt «Willkommen zurück!» heisst es «Tschüss!». Arbeitgeber haben immer weniger Skrupel, Frauen direkt nach dem Mutterschaftsurlaub zu entlassen. Das Problem ist momentan das dominierende Thema bei Schweizer Beratungsstellen.

«Wir verzeichnen einen enormen Anstieg an Anfragen und Beratungen zu diesem Thema», sagt Aner Voloder vom Gleichstellungsbüro der Stadt Zürich zu SRF. Die Zahl der Fälle sei vier Mal so hoch wie noch 2013.

Weitere Gleichstellungsbüros sowie die Schlichtungsstellen für Diskriminierungsfragen in Basel und Zürich bestätigen den Trend. Das Gesetz verbietet es Unternehmen, Frauen während der Schwangerschaft und 16 Wochen nach der Geburt zu kündigen. Danach jedoch erlischt der besondere Schutz.

Bundesrat sieht das Problem

Die Landesregierung hat das Problem erkannt: In einer Antwort auf einen Vorstoss schrieb der Bundesrat im Mai, Mütter würden nach der Geburt ihrer Kinder zunehmend diskriminiert. Die Zahl der Entlassungen nach dem Mutterschaftsurlaub habe zugenommen, wie eine Statistik der Konferenz der Schlichtungsstellen zeige.

Trotzdem sieht der Arbeitgeberverband keinen Handlungsbedarf. Es gebe keine Hinweise auf einen Trend. «Wir gehen eher davon aus, dass es einzelne Fälle sind, die vielleicht jetzt auch zugenommen haben, weil grundsätzlich vermehrt Frauen in den Arbeitsmarkt einsteigen», sagt Sprecherin Daniella Lützelschwab zu SRF. (rey)

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