Otto Zumsteg kam vor 68 Jahren ins katholische Kinderheim
Hier entschuldigt sich Schwester Daniela für die Schläge der Nonnen

Die Verdingskinder sind ein trauriges Kapitel der Schweizer Geschichte. Sie wurden in Kinderheime gesteckt, geschlagen und als billige Arbeitskräfte missbraucht. Das ganze geschah sogar in katholischen Kinderheimen. Nun bekommt ein damaliges Heimkind endlich die schon lang ausstehende Entschuldigung.
Publiziert: 26.04.2016 um 21:16 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2018 um 00:13 Uhr
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Priorin Daniela Bieri reicht Otto Zumsteg die Hand zur Entschuldigung.
Foto: SRF
Michael Sahli

Es ist ein Schandfleck in der Schweizer Geschichte. Bis 1981 sperrten Behörden und Kirche Zehntausende Kinder und Jugendliche weg oder verdingten sie als billige Arbeitskräfte. Oft waren sie dabei Gewalt ausgesetzt – sogar in katholischen Kinderheimen.

Erst 2013 rang sich der Bundesrat zu einer Entschuldigung durch. Die Täter von damals schwiegen weiter. Und viele sind mittlerweile gestorben.

Die SRF-Rundschau begleitete Heimkind Otto Zumsteg (76) heute an die Orte, wo er gequält worden war. Und: Nach über 55 Jahren bekommt der 76-Jährige – endlich – eine Entschuldigung. Die Priorin der Benediktinerinnen in Melchtal OW, Schwester Daniela Bieri (73), bittet ihn stellvertretend um Verzeihung.

Zumsteg leidet bis heute unter der Zeit, psychisch und körperlich. Mit seinem Bruder Fridolin wurde der Aargauer von der Armeefürsorge 1943 aus der Schule geholt und ins Kinderheim Hermet­schwil AG gesteckt. Zumsteg stammt, wie viele andere Betroffene, aus einer armen, angeblich «lieder­lichen» Familie. Die Mutter war Alkoholikerin, der Vater oft arbeitslos.

Im Heim machten ihm zwei sadistische Ordensschwestern das Leben zur Hölle: «Sie haben mich an den Ohren gepackt und an die Wand geschlagen.» Perfiderweise forderten sie ihn auf, seinen Bruder zu schlagen, der sei ein Sauhund. «Ich habe mich geweigert», sagt Zumsteg, «darauf habe ich Prügel bekommen.» Willkürliche Strafen und die ständige Angst, ins Visier der grausamen Schwestern zu geraten, zerstörten seine Kindheit.

Nach über acht Jahren im  Heim wird Otto verdingt: Als billiger Arbeiter schuftet er in einer Käserei. Der Jugend­liche versucht darauf, sich das Leben zu nehmen.

Im Beitrag reicht ihm Priorin Daniela ­Bieri die Hand zur Versöhnung. Sie war an keinen Misshandlungen beteiligt, aber sie entschuldigt sich für die verstorbenen Schwestern: «Man kann es fast nicht glauben. Vielleicht können Sie uns verzeihen, den Mitschwestern verzeihen.» Ein Satz, auf den Zumsteg lange, sehr lange wartete: «Die Entschuldigung bedeutet mir sehr viel, ich finde es sehr schön. Es hilft mir, abzuschliessen.»

Gestern hat sich der Nationalrat mit der Wiedergutmachungs-Initiative beschäftigt, die Opferentschädigungen in der Höhe von 500 Millionen Franken verlangt. Ein indirekter Gegenvorschlag des Bundes­rats, für den sich auch die zuständige Kommission aussprach, will die Zahlungen auf 300 Millionen begrenzen. Entscheiden will der Rat heute.

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