«Panik bringt nichts»
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Ruth Humbel zu Corona:«Panik bringt nichts»

Hausarzt Felix Huber untersuchte Corona-Fall selber
«Wir verlieren kostbare Zeit»

Bei Corona-Verdacht gibt es in Zürich eine klare Regel: Tests dürfen nur in dafür ausgewählten Spitälern gemacht werden. Arzt Felix Huber kritisiert die kantonale Weisung heftig. Denn das Prozedere koste Zeit – zu viel Zeit.
Publiziert: 28.02.2020 um 23:26 Uhr
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Aktualisiert: 29.02.2020 um 09:14 Uhr
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Am Dienstag kam eine Frau (33) mit verdächtigen Symptomen in die Notfallpraxis von Felix Huber in Zürich. Erst nach langem Hin und Her wurde am Donnerstag klar: Die 33-Jährige hat sich mit dem Coronavirus infiziert.
Foto: Zvg
Johannes Hillig

Das Coronavirus ist nicht mehr aufzuhalten. Vom Tessin aus breitet sich die Krankheit immer weiter aus – auch bis nach Zürich. Am Donnerstag teilte die Zürcher Gesundheitsdirektion mit, dass eine Frau (33) positiv auf Corona getestet wurde. «Dabei hätte man das bereits am Dienstag wissen können», sagt Arzt Felix Huber zu BLICK.

Die 33-Jährige kam mit verdächtigen Symptomen in seine Notfallpraxis Medix in Zürich. Am selben Tag hätte sein externes Labor den Corona-Test machen können. Drei Stunden später wäre das Ergebnis da gewesen.

Im Kanton Aargau etwa ist dies möglich, nicht aber bei Verdachtsfällen in Zürich. Der Grund: Der Kanton lässt das nicht zu. Es gilt die Weisung der Gesundheitsdirektion: Die Abklärung von Verdachtsfällen findet nur in designierten Abklärungsspitälern statt.

Risiko vermeiden, andere anzustecken

Huber hielt sich an den Ablauf. Trotzdem kritisierte die Gesundheitsdirektion den Arzt, und zwar öffentlich. «Entgegen der kantonalen Weisungen wurde sie (die Patientin; Anm. d. Red) in einer Arztpraxis untersucht und getestet», schrieb die Behörde. Diesen Vorwurf weist der Mediziner entschieden zurück.

Als der Corona-Verdacht aufkam, stand seine Praxis im ständigen Austausch mit dem Kantonsärztlichen Dienst. «Jeder Schritt war abgesprochen. Es wurde ein Abstrich gemacht, um die Patientin auf Influenza und RSV zu testen. Als dieser Test negativ war, haben wir uns beim Kantonsarzt gemeldet. Dort hiess es, dass die Patientin ins Triemli kommen muss.»

Zu der Zeit befand sich die Patientin zu Hause. Huber wollte nicht, dass sie ihre Wohnung verlässt, möglicherweise andere ansteckt. «Da haben wir den Vorschlag gemacht, dass wir unseren Abstrich doch ins Labor der Universität Zürich schicken könnten.»

Erst nach 48 Stunden war das Ergebnis da: Es ist das Coronavirus. «Das gleiche Resultat hätten wir zwei Tage zuvor nach drei Stunden haben können, wenn unsere Praxis den Corona-Test hätte durchführen können.»

Patientin kann ja zu Fuss kommen

Die Weisung des Kantons macht für ihn keinen Sinn, koste eher wertvolle Zeit. Huber ärgert das. «In keinem anderen Kanton ist es so. Nur in Zürich laufen die Corona-Tests über einige Stellen. Das ist absurd.»

Am Freitag sei der nächste Verdachtsfall in seiner Praxis gewesen. «Also haben wir beim Triemli angerufen, dass die Patientin gleich vorbeikommen kann. Dort hiess es dann: ‹Schickt sie vorbei, sie kann ja zu Fuss kommen.›»

Der Mediziner kann es nicht glauben, als er das hört. «So ein Quatsch. Warum muss die Patientin zu Fuss ins Spital laufen, wenn wir hier schnell den Test machen könnten?» Huber will wissen, was hinter dieser kantonalen Weisung steckt, die in der Schweiz einmalig ist. Er klagt an: «Wir verlieren kostbare Zeit.»

BLICK fragt bei der Zürcher Gesundheitsdirektion nach. Dort heisst es: «Der Kantonsarzt hat festgestellt, dass sich der Arzt nicht vollständig an die Weisungen der Gesundheitsdirektion gehalten hat. Priorität hat im Moment die Gesundheit der Bevölkerung.» Der Vorfall werde abgeklärt. Festzuhalten sei, dass die Weisungen des Kantonsarztes für alle – auch für die Leistungserbringer – verbindlich seien.

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