Haupttäter des Kölner Sex-Mobs beantragte in der Schweiz Asyl
Warum wurde er nicht früher geschnappt?

Nur per Zufall wurde gestern einer der Haupttäter der Kölner Silvesternacht verhaftet – obwohl gegen ihn ein europäischer Haftbefehl vorlag. Wieso fasste man ihn nicht früher?
Publiziert: 29.04.2016 um 14:46 Uhr
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Aktualisiert: 02.11.2018 um 09:39 Uhr
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Dieser junge Marokkaner sei gestern in Kreuzlingen verhaftet worden.
Foto: Screenshot Spiegel TV

In einem TV-Beitrag hatte der Schweizer Grenzwächter das Gesicht des Marokkaners schon einmal gesehen – und schlug Alarm. Zu recht: Ein Abgleich der Personalien bei den deutschen Behörden zeigte, dass der Mann, den sie wegen eines Ladendiebstahl gestoppt hatten, tatsächlich mit europäischem Haftbefehl gesucht wurde.

Der 19-jährige Marokkaner ist einer der mutmasslichen Haupttäter der Kölner Silvesternacht (BLICK berichtete). 

Dem jungen Mann wird sexuelle Nötigung und Raub vorgeworfen. Wie ein Sprecher der Konstanzer Polizei zu BLICK sagt, hatte er in der Schweiz Asyl beantragt.

Die Thurgauer Staatsanwaltschaft präzisiert gegenüber dem «Regionaljournal», dass der 19-Jährige seit Mitte April im Bundesempfangszentrum Kreuzlingen gelebt hat.

Trotz internationalem Haftbefehl auf freiem Fuss

Doch warum konnte sich der Marokkaner unerkannt und frei in der Schweiz bewegen – obwohl gegen ihn ein Haftbefehl ausgeschrieben war? Laut Bundesamt für Justiz (BJ) wird beim Eingang eines internationalen Fahndungsersuchens systematisch auch die Datenbanken des Staatssekretariats für Migration (SEM) abgeglichen, wo Asylsuchende registriert sind. 

«Im vorliegenden Fall wurden die einschlägigen Datenbanken am 18. April überprüft. Es lag kein internationales Fahndungsersuchen vor", stellt Martin Reichlin vom Staatssekretariat für Migration klar. Raphael Frei, redaktioneller Mitarbeiter beim BJ, gibts dafür auf Anfrage von BLICK mehrere Möglichkeiten . «Das kann verschiedene Gründe haben, beispielsweise weil keine Fahndung existiert oder weil die diesbezüglichen Personalien nicht übereinstimmen.»

Er hat mehrere Anzeigen am Hals

Laut «Spiegel Online» handelt es sich beim Festgenommenen um Mehdi E.-B., der in einem Beitrag von «Spiegel TV» gezeigt wurde. Den Bericht hatte der Grenzwächter gesehen und das Gesicht des Jugendlichen auch nach mehreren Wochen wiedererkannt.

Mehdi E.-B. war für einen «Antanzdiebstahl» wenige Tage nach Silvester im Januar in Deutschland vor Gericht. Als er die Strafe dazu verbüsst hatte, wurde er wieder freigelassen.

Der TV-Beitrag wurde ihm gleich doppelt zum Verhängnis

Schon damals bestand der Verdacht, er könnte bei den Delikten der Silvesternacht beteiligt gewesen sein. Doch erst als eine Frau den Marokkaner im TV wiedererkennt, wird intensiv nach ihm gesucht. Der junge Kriminelle ist zu diesem Zeitpunkt aber schon über alle Berge.

Nun flog er am Mittwoch wegen dem Klau von Zigaretten und Lebensmitteln auf. Ein Ladendetektiv hatte ihn und seinen Kollegen beim Diebstahl in Konstanz beobachtet, daraufhin zurück in die Schweiz verfolgt und dann die Polizei informiert.

Auslieferungshaftbefehl ist beantragt

Der 19-Jährige sitzt nun in Kreuzlingen in Haft, ein Auslieferungshaftbefehl sei beantragt worden, schreibt «Spiegel Online».

Es warten happige Vorwürfe auf ihn: Neben mehreren Ladendiebstählen soll der Marokkaner zu einer Gruppe von etwa 20 Männern gehören, die in der Silvesternacht ein Ehepaar umringt hatten und die Frau sexuell belästigt und beklaut haben sollen. (kra)

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