Hannes Rickli (32) bangt um sein Hobby
Schweizer Waffennarren schiessen aufs EU-Recht

Das verschärfte EU-Recht gefährdet das Arsenal der Schweizer Waffen-Fans. Die Szene hat Angst. Zu Recht: Schlimmstenfalls droht eine Enteignung.
Publiziert: 22.03.2017 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 05:01 Uhr
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Hannes Rickli (32, vorne) und Thomas F. (49) fürchten um ihr Arsenal. Das verschärfte EU-Waffenrecht verbietet zahlreiche voll- und halbautomatische Waffen.
Foto: PETER GERBER
Anian Heierli

Stolz zeigt Stromer Hannes Rickli (32) sein bulgarisches Sturmgewehr des Typs AK-74SU. Der Berner hat ein Faible für alles, was richtig schön knallt: «Ich habe Freude am Schiessen und an der Technik, die dahintersteckt.»

Doch jetzt bangt er um seine Leidenschaft. Die EU hat neue Regeln erlassen, die auch für Schweizer Schützen gültig werden könnten. Das Parlament in Brüssel verschärft das Waffenrecht für alle Schengen-Mitglieder (BLICK berichtete). Der Bundesrat präsentiert im April eine Vorlage für die Umsetzung der Richtlinien. Für Zündstoff sorgt erst das geforderte kleinere Zehn-Schuss-Magazin für die Sturmgewehre 90 und 57.

Doch nun beziehen Waffenliebhaber wie Hannes Rickli Stellung: «Diese Politiker machen unser Hobby kaputt», sagt er zu BLICK. Tatsächlich bedroht das EU-Recht sein Arsenal. Es verbietet Zivilisten Besitz, Kauf und Handel von voll- und halbautomatischen Feuerwaffen, deren Magazin nicht angepasst werden kann.

Die Liebhaber-Szene ist aufgeschreckt. Im Gesetz heisst es konkret: «Mitgliedsstaaten sollten alle geeigneten Massnahmen ergreifen, wozu auch die Beschlagnahme derartiger Feuerwaffen gehören könnte.»

Dieser Satz bereitet auch Thomas F.* (49) schlaflose Nächte. Der Waffen-Fan kommt ins Grübeln: «Klingelt bald der Staat an der Tür und nimmt mir meine Gewehre weg?» Es käme ihn teuer zu stehen. Einige Objekte kosten mehrere Tausend Franken.

Aber noch schwerer wiegt für ihn der drohende Einschnitt ins Privatleben. Hannes Rickli und Thomas F. investieren viel Zeit und Herzblut in ihr Hobby. «Wir sind keine aggressiven, vorbestraften Spinner», betonen sie. Und stellen klar: «Wir probieren spezielle Waffen aus, trainieren unsere Treffsicherheit und verbringen Zeit mit Freunden.»

Tatsächlich stehen die beiden mit ihrer Leidenschaft nicht alleine da. Nur schon in ihrem Keller schiessen 90 Personen regelmässig mit schweren Waffen. Mehr als 10 Prozent davon sind Frauen. Und das soll jetzt vorbei sein? Hannes Rickli ärgert sich: «Das verschärfte Gesetz schützt nicht vor Amokläufen. Terroristen besorgen ihr Arsenal auf dem Schwarzmarkt. Wir sind keine Bedrohung.»

* Name der Redaktion bekannt

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