Handschlag-Brüder von Therwil
Ihre Schwester musste ins Frauenhaus fliehen

Nicht die ganze Familie der Handschlag-Verweigerer ist begeistert vom Leben nach dem Koran: Eine minderjährige Schwester der zwei Buben suchte in einem Frauenhaus Schutz vor der Familie.
Publiziert: 22.04.2016 um 10:14 Uhr
|
Aktualisiert: 07.10.2018 um 10:46 Uhr
Einer der beiden Brüder, die sich weigern, die Hand ihrer Lehrerin zu schütteln.
Foto: Facebook

Sie wurden auf den Balkon gesperrt, von eingeladenen Burka-Trägerinnen ermahnt und durften im Hitzesommer nichts trinken. Denn die jüngeren Schwestern der zwei Handschüttel-Verweigerer von Therwil BL waren nicht so überzeugt vom konservativen islamischen Lebensstil wie ihre Brüder. Eines der Mädchen hielt es nicht mehr aus – und flüchtete ins Frauenhaus. 

Die achtköpfige Familie des Imams I.S. sorgte in den letzten Wochen für Wirbel, weil sich die zwei Söhne weigerten aus religiösen Gründen der Lehrerin die Hand zu schütteln (BLICK berichtete). Gleichzeitig hatte die Familie im Januar einen Antrag auf Einbürgerung gestellt – dieser wurde vergangene Woche jedoch sistiert.

Die zwei minderjährigen Töchter wehrten sich gegen die Koran-Regeln

Die involvierten Behörden haben die Familie stets als transparent und kontrolliert beschrieben, nun zeigen aber neue Informationen der «Basler Zeitung» eine ganz andere Seite der Familie auf. Zwei der älteren, über 20-jährigen Töchter sind zwar unterdessen zurück ins Heimatland Syrien, Probleme mit dem strikten Leben nach dem Koran kommen vor allem durch die jüngeren Mädchen A. und B. ans Licht.

Der Schulweg der zwei führt vor dem Haus des Nachbars durch: «Sobald sich die Kinder aus dem Blickwinkel der Elternwohnung wähnten, zogen sie ihr Kopftuch aus», sagt Nachbar S. Der Trick sei vom Elternhaus jedoch bemerkt worden – es kam zum Streit.

«Die Töchter wurden für Stunden auf den Balkon gesperrt», sagt der Nachbar. «Sie warfen Kopftuch und die Islam-Kleidung in den Garten. Und schliesslich tauchten Burka-Frauen auf dem Balkon auf, welche unter grossem Geschrei auf die Mädchen einredeten.» 

Das Mädchen durfte in der grössten Hitze nicht trinken

Das strenge Regime sorgte nicht nur durch die Handschlag-Dispens für Konflikte zwischen der Schule und der syrischen Familie. Der Imam liess seine Tochter B. vom Klassenlager dispensieren mit dem Grund sie gebe sich dem strengen Ramadan hin. Das heisst: Das Mädchen durfte tagsüber kein Wasser trinken, mitten im heissen Frühsommer 2015. Sie war deshalb nicht mehr schulfähig, selbst das Ersatzprogramm war zu anstrengend. Ihr drohte ein Kreislaufkollaps.

An der Schule wurde B. als schüchtern wahrgenommen. Wegen Leistungsproblemen hätte das Kind eine Klasse repetieren müssen – worauf es aus der Schule genommen wurde, das Mädchen verschwand von der Bildfläche.

Erst später erfuhren die Lehrer, dass sie im Frauenhaus Schutz vor ihrer Familie suchte. Mittlerweile sei sie an einem «sicheren Ort», die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (KESB) ist eingeschaltet.

«Ich wurde nur angelogen»

Auch der ehemalige Nachbar K. erinnert sich gut an die Familie, die früher in einer Dreieinhalb-Zimmer-Wohnung in Ettingen BL hauste. Die Eltern hätten diese besichtigt und vorgegeben dort zu zweit zu wohnen, erzählt er. Nach drei, vier Wochen seien aber mindestens fünf Kinder hinzugekommen. Diese seien eben aus Syrien nachgezogen, behauptete der Vater. «Dabei konnten sie besser Deutsch als die Eltern. Ich wurde ohnehin nur angelogen.»

Wenn der Mann nicht im Haus war, sei die Türe nie aufgegangen. «Seine Frau war eine unsichtbare Unperson und will nun dennoch eingebürgert werden», sagt K. (kra) 

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?