Gross-Verbrecher Massimiliano P. haut aus Italien ab und beschafft sich in der Schweiz Nachschub
Mafioso auf Raubzug durch den Aargau

BLICK deckt auf: Beim Tankstellenräuber von Spreitenbach AG und Bankräuber von Wettingen AG handelt es sich um Massimiliano P. (44), einen der abgebrühtesten Verbrecher Italiens.
Publiziert: 14.07.2017 um 23:58 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 11:40 Uhr
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Polizeifotos von 2014 mit den Posträubern Massimiliano P. (r.) und Mario G.
Foto: zvg
Ralph Donghi und Myrte Müller

Es ist Dienstag, 27. Juni. Gegen 20.25 Uhr betritt ein Mann den Tankstellenshop an der Willestrasse in Spreitenbach AG. Die dunkelblaue Wollmütze hat er tief ins Gesicht gezogen. Er richtet die Pistole auf die Angestellten, fordert Geld aus der Kasse.

Dann stopft er einige Hundert Franken in Scheinen in eine giftgrüne Plastiktüte. Schliesslich flieht er in einem schwarzen Ford Focus mit gestohlenen Kennzeichen. Die Videoüberwachung hält alles fest.

Vielleicht ist ihm die Beute zu mager. Zwei Tage später jedenfalls schlägt er wieder zu – nur acht Kilometer entfernt. Nach der gleichen Masche.

Am Donnerstag gelingt der Kapo die Verhaftung des Mafioso

Gegen 11.45 Uhr überfällt er die Bankfiliale der UBS in Wettingen AG. Wieder ist der Mann maskiert, wieder hält er eine schwarze Faustfeuerwaffe in der Hand. Diesmal erbeutet er ein paar Tausend Franken. Sein Fluchtfahrzeug ist jetzt ein grauer Kombi mit abermals geklauten Aargauer Nummernschildern.

Am Donnerstagmittag vor einer Woche gelingt der Kapo Aargau schliesslich die Verhaftung des Täters. BLICK-Recherchen ergeben: Der Räuber ist Massimiliano P.* (44). Er ist, wie sich herausstellt, eine Grösse in der sizilianischen Mafia – und einer der wohl abgebrühtesten Verbrecher Italiens. Bewaffnete Raubüberfälle sind sein tägliches Brot. Seit Jahren. 

Bereits 2004 ist Massimiliano P. Boss einer Drogenbande. Er verschifft Marihuana von Albanien nach Sizilien. Im März entdecken Carabinieri im Hafen von Catania (I) eine Drogenladung von 404 Kilo Gewicht. Massimiliano P. gerät ins Visier der Ermittler.

Massimiliano P. steigt im Mafia-Clan auf

Zwei Monate später heiratet P. die Tochter von Antonino T.*, Pate eines mächtigen Mafia-Clans von Catania. Im April 2005 wird der Süditaliener zu zehn Jahren Knast verurteilt. Abschrecken tut ihn die Strafe nicht. Im Gegenteil.

Anfang 2013 taucht der Mafioso wieder auf. Fortan ist er der Schrecken der Abruzzen. Am 26. Januar überfallen Massimiliano P. und sein Komplize Mario G.* (34) das Postamt von Montesilvano.

Eine Woche später sind drei Postämter in Francavilla del Mare und Pescara dran. Der bewaffnete Raubzug dauert nur drei Stunden. Er gipfelt in einer filmreifen Verfolgungsjagd mit der Polizei. Die Räuber werden festgenommen – und wieder auf freien Fuss gesetzt.

Postraub in den Abruzzen geht schief

Am 9. Juli 2014 zerschlagen die Carabinieri in Messina (I) einen Drogenring. In der «Operazione Onion» geht es vor allem um Kokainhandel. Mit auf der Liste der Verdächtigen: Massimiliano P., der Mann, der die Aargauer Überfälle verübte. 

Der Sizilianer taucht unter – und zieht sich erneut die Sturmhaube übers Gesicht. Mit Freund Mario G. dringt er frech wieder ins Postamt von Montesilvano ein. Mit einer Pistolenattrappe halten sie die Angestellten in Schach. Massimiliano P. und sein Komplize türmen. Auf der Flucht mit einem gestohlenen Fiat Stilo fahren sie gegen einen Laternenpfahl. Beim Aussteigen wird Massimiliano P. von einem Polizisten mit einem Maschinengewehr am Bein getroffen. 

Wie kam der Räuber in die Schweiz?

Die italienische Polizei verhaftet das Räuber-Duo. Massimiliano P. wird streng bewacht in einem Spital versorgt, bis auch er inhaftiert werden kann, berichten italienische Medien. 

Nach der U-Haft kommen die Mafiosi wieder frei. So kann Massimiliano P. Ende Juni Tankstelle und Bank in der Schweiz überfallen. Warum schmorten die Serienräuber nicht längst hinter Gittern?  Das wollte BLICK vom italienischen Staatsanwalt Salvatore Campochiaro wissen. Seine Antwort: kein Kommentar. Die Staatsanwaltschaft Baden AG hat gegen Massimiliano P. ein Verfahren eröffnet. Vorwurf: mehrfacher bewaffneter Raub.

* Namen der Redaktion bekannt

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