Grellingen BL machts vor
Wer hier Sozialhilfe will, muss arbeiten

Grellingen hat die höchsten Sozialhilfekosten pro Einwohner im Kanton Baselland. Im Oktober wurde das neue Beschäftigungsprogramm eingeführt. Wer nicht arbeiten will, kriegt weniger Sozialhilfe.
Publiziert: 20.04.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 17:41 Uhr
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Stephan Pabst, Sozialvorsteher in Grellingen BL. Im Hintergrund Sozialhilfebezüger bei der Arbeit.
Foto: Stefan Bohrer
Von Lea Gnos

Es ist acht Uhr morgens. An einem Hang in Grellingen BL arbeiten fünf Sozialhilfebezüger. In ihren Leuchtwesten sind sie von weitem zu sehen. Männer und Frauen befreien den Hang von Gestrüpp und bauen Zäune. Ganz freiwillig tun sie das nicht. «Wer nicht arbeiten will und kein Arztzeugnis vorlegen kann, dessen Sozialhilfe kann bis zu 20 Prozent gekürzt werden», sagt Stephan Pabst (57), Vorsteher des Sozialdepartements und SP-Gemeinderat.

Die 1800 Bewohner von Grellingen haben genug. Die Gemeinde hat die höchsten Sozialhilfekosten pro Einwohner im Kanton Baselland. Im Jahr 2014 gab sie 980 000 Franken für die So­zialhilfe aus. Die Sozialhilfequote ist fast doppelt so hoch wie der Durchschnitt im Kanton.

52 Haushalte beziehen in Grellingen zurzeit Sozialhilfe. «Wir mussten schon eine zweite Steuererhöhung beschliessen, weil die Kosten nicht mehr tragbar sind», sagt Pabst. Im Oktober begann das neue Beschäftigungsprogramm.

Fünf Personen nehmen daran teil – ein Drittel der von der Gemeinde aufgebotenen Sozialhilfeempfänger. Fünf präsentierten ein Arztzeugnis, fünf weigerten sich. «Wir können die Verweigerer nur zur Arbeit ermutigen und nicht zwingen», sagt Stephan Pabst.

U. B.* (66) betreut die arbeitenden Sozialhilfebezüger ehrenamtlich. «Es macht mich wütend, dass viele sich der Arbeit verweigern», sagt er. «Diese Leute werden vom Datenschutz geschont und machen sich einen faulen Lenz. Wir würden gern härter durchgreifen.»

Laut Sozialvorsteher Pabst hat sich die Zahl der Sozialhilfebezüger im Dorf seit 2010 verdoppelt. Wegen der IV-Revision und günstigen Wohnraums. «Es gibt im Dorf einen Immobilienbesitzer mit sehr vielen Wohnungen. Diese haben einen sehr einfachen Standard, sind teilweise alt und billig. Das hat eine Sogwirkung auf Sozialhilfebezüger», sagt Pabst.

Der Immobilienbesitzer heisst Georg Schindelholz (76) und wohnt in einer Villa gegenüber zwei seiner Wohnblöcke. In seiner Garage steht ein Rolls-Royce. «Ich tue, was ich kann, um die Wohnungen aufzuwerten», sagt er. «Wir nehmen auch keine Sozialfälle mehr als Mieter.» Doch: «Irgendwohin müssen sie ja können.»

Derweil putzen die fünf Sozialhilfebezüger an drei Morgen pro Woche im Dorf. Ein Extraeinkommen erhalten sie dafür nicht. Die, die arbeiten, sind im Ort gern gesehen. «Die Dorfbewohner finden das toll, dass sie etwas für die Gemeinschaft tun, einige bieten ihnen auch Kaffee an», sagt U. B.

«Die Arbeit gibt meinem Alltag eine Struktur», sagt einer der Arbeiter. Eine zweifache Mutter sagt: «Ich lebe schon seit über 15 Jahren von Sozialhilfe. Das Arbeiten macht mir Spass.»

Geld spart die Gemeinde mit dem Arbeitsprogramm nicht.

Im Gegenteil. Sie zahlt 200 Franken pro Sozialhilfebezüger im Monat. Die Hälfte übernimmt der Kanton. «Ziel ist es, den Sozialhilfebezügern, die zum Teil jahrelang nicht mehr gearbeitet haben, einen strukturierten Tagesablauf zu bieten, sie allenfalls wieder ins Arbeitsleben einzugliedern», sagt Pabst. «Wir hoffen, dass im Sommer mehr Sozialhilfebezüger an unserem Programm teilnehmen können.»

* Name der Redaktion bekannt

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