Rudolf Schnorf (45) ist nicht irgendwer in der 300-Seelen-Gemeinde: Golfplatzbesitzer, Erbe der chemischen Fabrik Uetikon ZH, Grossaktionär des SC Bern und vor allem: ein sehr guter Steuerzahler. Das war einmal. Gestern Nachmittag kehrte der Multimillionär unauffällig nach Aetingen zurück, froh, von niemandem gesehen zu werden, als er bei der Gemeindeschreiberin an der Tür klingelte. Er kam, um seine Schriften abzuholen. Denn Unternehmer Schnorf muss das Dorf verlassen.
«Ich konnte mir nicht vorstellen, dass die Gemeinde so etwas mit mir macht», sagt Schnorf zu BLICK. Er sei total überrascht gewesen, als er letzte Woche einen Brief bekam, er solle endlich seine Schriften abholen und in Bern einreichen.
Hinter dem Rauswurf stehen zwei Frauen mit Prinzipien: Gemeindeschreiberin Eva Rüedi (45), die dem Multimillionär mit dem Brief Beine machte, und Gemeindepräsidentin Hanny Ris-Geiger (57), die das Ganze durchzieht. Wie kommt es dazu, dass die zwei einen langjährigen Einwohner loswerden wollen, der brav und reichlich Steuern zahlt? Fakt ist: Millionär Schnorf hat zwar im Dorf ein Haus, in dem er selber ein Zimmer benutzt. Fakt ist aber auch: Er wohnt ebenso im Berner Botschaftsviertel Kirchenfeld, zusammen mit seiner Frau und den Töchtern.
Für Gemeindepräsidentin Ris ist der Fall klar: Schnorfs Lebensmittelpunkt ist jetzt in Bern und nicht mehr in Aetingen. Also muss er sich in der Stadt anmelden und dort auch Steuern zahlen. Schnorf hingegen argumentiert anders: «Mein Haus in Aetingen habe ich vor einem Jahr meinem Geschäftsführer vom Golfklub vermietet, ich habe da aber ständig mein Zimmer zur Verfügung.»
Warum Schnorf seinen Hauptwohnsitz im solothurnischen Aetingen behalten will, ist leicht zu verstehen: Aetingen gehört zu den steuergünstigsten Gemeinden im Mittelland. Das kann man von der Stadt Bern definitiv nicht behaupten.
Gleiches Recht für alle
Aussergewöhnlicher dagegen ist das Handeln der beiden Gemeindefrauen. Denn in Steueroasen schaut man normalerweise nicht so genau hin, wenn Reiche im Dorf angemeldet sind. Hauptsache, sie spülen Geld in die Kassen.
Gemeindepräsidentin Hanny Ris sieht das jedoch anders: «Wir verlieren zwar nicht gern einen Steuerzahler, aber wir wollen alle Leute gleich behandeln.» Rechtlich sei der Fall für sie klar: «Jemand, der wegzieht, muss innert 14 Tagen seine Schriften am neuen Ort deponieren.» Im Fall Schnorf mochte sie nicht mehr länger zuwarten: «Die ganze Angelegenheit steht schon etwa ein Jahr an.»
Schnorf war bis vor einem Jahr selber Gemeindepräsident und holte in seiner 14-jährigen Amtszeit gute Steuerzahler ins Dorf. Dass ihn seine Nachfolgerin jetzt rauswirft, wurmt ihn deshalb doppelt.
Der Besitzer des nahen 18-Loch-Golfplatzes – er investierte persönlich 11,5 Millionen Franken in die Anlage – glaubt an einen Racheakt. Im Dezember organisierte er an der Gemeindeversammlung Widerstand gegen eine Steuererhöhung und bodigte damit prompt den Antrag des Gemeinderates. Hanny Ris stellt Rachegefühle in Abrede: «Es gibt keine Retourkutsche.»
Schnorf will sich nun in Bern anmelden. «Der Berner Finanzchef Urs Gasche wird mir bestimmt auf die Schultern klopfen», lacht er. Wie viel Steuern er in Aetingen zahlt, will er nicht genau sagen, bestätigt aber «einen Betrag im oberen fünfstelligen Bereich».
Ganz gibt Schnorf offensichtlich noch nicht auf. Der Geschäftsführer seines Golfplatzes, Boris Lah (42), der jetzt in Schnorfs Haus logiert, war gestern von Haus zu Haus unterwegs und verteilte eine Einladung für eine «offene Diskussion» am kommenden Mittwochabend über die «Ausweisung» seines Chefs. Lah: «Ich hoffe sehr, der Gemeinderat kommt auch.»
Wo soll jemand seine Steuern bezahlen? Können Sie den Entscheid der Aetinger Gemeindepräsidentin verstehen?
Doch es gibt einen Ausweg für Tina Turner, damit sie trotz Konzerten bei uns nicht auf ein Steuerabkommen verzichten muss. Ihr Musikerkollege Johnny Hallyday (65) zeigt wie: Der Franzose hat mit seinem Umzug nach Gstaad die Wut seiner Landsleute auf sich geladen. Dafür mit den Schweizer Behörden ein cleveres Abkommen abgeschlossen. Hallyday zahlt im Kanton Bern pauschal geschätzte 300 000 Franken und darf trotzdem bei uns Konzerte geben. Er muss die Einnahmen einfach einem wohltätigen Zweck zur Verfügung stellen. Als Nächstes spielt er am 4. Juli in Genf. Wem er spendet, ist noch unklar.
Im Kanton Zürich dagegen kann das Volk den Steuerabkommen mit reichen Ausländern ein Ende machen. Am 8. Februar wird darüber abgestimmt.
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