Der starre Blick auf die Spitalzimmerdecke. Das ist die Erinnerung an die schlimmste Zeit seines Lebens. «Ich lag im Bett, gelähmt. Ich konnte nicht einmal den Kopf wenden. Die Zeit wollte nicht verstreichen, stundenlang blickte ich einfach nur hoch zur weissen Decke», sagt Benoît Thévenaz (27).
Am 10. Juli 2005 fiel die Schweizer Motocross-Hoffnung aus Bullet VD mit dem BMX-Velo während einer Show aus drei Meter Höhe zwischen zwei Matten. «Ich hörte es im Hals knacken und spürte meinen Körper nicht mehr. Sofort wusste ich: Ich bin gelähmt.»
Thévenaz nimmt den Kampf auf. «Ich hatte drei Optionen: Sterben, resignieren oder das Bestmögliche aus mir machen. Ich entschied mich für diese dritte Möglichkeit.» Thévenaz will wieder gehen können. Auf dieses Ziel hin arbeitet der Tetraplegiker seit sieben Jahren – mit hartem Training, das weit über die üblichen Therapien hinausgeht.
Sofort nach der Reha in Nottwil LU hat sich Thévenaz im Elternhaus einen Fitnessraum einrichten lassen. «In die Maschinen habe ich bereits über 50 000 Franken investiert. Vieles lasse ich anfertigen, oder mein Vater werkelt für mich.» Thévenaz trainiert wöchentlich dreimal, jeweils bis zu sechs Stunden. «Dank des Sports kann ich aufrecht sitzen und meinen Oberkörper kontrollieren – und das alles ohne Bauchmuskeln», sagt er.
Der junge Schweizer reist viel durch Europa, um an Studien teilzunehmen. Er will vom technischen und medizinischen Fortschritt profitieren – auf eigene Kosten. In der Ukraine war Thévenaz dreimal zur Stammzellentherapie.
Jetzt scheint sein Traum, wieder laufen zu können, zum Greifen nah. Dank Roboter-Beinen, die über die gelähmten Beine angezogen werden und den Rollstuhl ersetzen sollen. Mittels Joystick werden die Bewegungen gesteuert, so kann der Gelähmte stehen und gehen, wie es ihm beliebt.
In Deutschland und in England hat Thévenaz bereits zwei Modelle ausprobiert, im Januar reist er für einen weiteren Test mit Roboter-Beinen nach Italien. «Ich möchte welche kaufen», sagt er. «Aber bevor ich 150 000 Franken investiere, will ich mehrere Modelle ausprobieren – das ist wie bei einem Töffkauf.»
Die Roboter-Beine aus England seien vielversprechend. «Die Wissenschaftler waren überrascht, wie schnell ich mit ihnen zurechtkam – mein Training hatte sich ausgezahlt.» Die Kosten für die RoboterBeine muss Thévenaz selber übernehmen. «Ich habe mein Lächeln nie verloren. Meine einzigen Sorgen sind finanzieller Natur. Denn meine Sonderwünsche muss ich alle selbst bezahlen.»