Geheimer Lauschangriff

Sie heissen «Tiago», arbeiten verdeckt und observieren Kriminelle mit Minikameras, Abhörwanzen und Peilsendern.
Publiziert: 29.03.2009 um 16:24 Uhr
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Aktualisiert: 06.09.2018 um 21:11 Uhr
Von Beat Kraushaar und Romina Lenzlinger

James Bond würde vor Neid erblassen, wenn er die Hightech-Zentrale der Observierungsformation «Tiago» sehen würde. «Da sitzen hoch professionell geschulte Leute vor ihren Bildschirmen und verfolgen live, was in der Stube der Mafia vor sich geht», schwärmt Ralph T.*

Der ehemalige Justizbeamte hatte Einblick in die verdeckte Arbeitsweise der Elitetruppe. «Die Bundeskriminalpolizisten montierten Minikameras in Vorhangstangen und versteckten Wanzen in Wohnungen von Verdächtigen. Auf den Bildschirmen konnte ich jede Bewegung und jedes Gespräch mitverfolgen.»

Geheimer Standort

Wo sich die Lauschangriffzentrale des Bundes befindet, ist geheim. «Zum Schutz der Mitarbeitenden wird der Standort nicht öffentlich gemacht», sagt Guido Balmer, stellvertretender Infochef des Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartements (EJPD). Und was bedeutet der Name Tiago? «Das weiss ich selber nicht», so Balmer.

Wie die kürzlich durch die «Weltwoche» in die Schlagzeilen geratene Zielfahnder-Einheit Tigris ist auch Tiago kaum bekannt. Nur beim Lauschangriff gegen den Motorradklub Hells Angels (2003) erfuhr man, dass dieser ein Jahr lang mit Minikameras, Wanzen und Richtmikrofonen beschattet wurde. In der Strafanstalt Regensdorf observierten Tiago-Profis vor drei Jahren die Besucher von inhaftierten Terrorverdächtigen. Dabei setzten sie ebenfalls versteckte Kameras und Mikrofone ein. Wie aktiv die Tiago-Profis allerdings sind, kann man im Rechenschaftsbericht des Bundes nachlesen, wo allein 400 Überwachungen aufgeführt werden.

Tiago existiert seit 2001

Ab diesem Jahr waren nicht mehr die Kantone, sondern der Bund für die Bekämpfung von Schwerstverbrechen zuständig. Organisatorisch gehört die Elitetruppe zur Abteilung Spezialeinsätze der Bundeskriminalpolizei.

Um eine eigene Lauschtruppe auf die Beine zu stellen, scheute man beim Bund keine Kosten. Im Ausland, vor allem in Deutschland und Österreich, wurde das notwendige Know-how und das beste Hightech-Material beschafft. Kosten? Natürlich Geheimsache.

Eine auf den Einsatz von Abhörwanzen, Minikameras und anderem Hightech-Gerät spezialisierte Lauschangriff-Gruppe existiert als Pilotprojekt. Laut EJPD-Sprecher Balmer hat sie sich bewährt und soll dauerhaft weitergeführt werden.

Pikant: Die Schweizer Tiago-Profis dürfen Verdächtige auch im Ausland belauschen. Balmer: «Polizei- und Schengen-Verträge regeln diesen Teil der Observationen.»

GPK will aktiv werden

Wie bei der Spezialeinheit Tigris will die parlamentarische Geschäftsprüfungskommission (GPK) jetzt auch bei Tiago aktiv werden. Die für das Justizdepartement zuständige SP-Nationalrätin Maria Roth-Bernasconi: «Dieser Name sagt mir nichts. Bei unserer Inspektion der Bundeskriminalpolizei haben wir nichts über diese Observierungsformation erfahren. Das muss jetzt alles mal inhaltlich und rechtsstaatlich untersucht werden.»

Gefordert ist auch Justizministerin Eveline Widmer-Schlumpf. Nachdem sie bereits zur Eingreiftruppe Tigris eine Untersuchung angeordnet hat, kann sie diese gleich auf die Lauschangriff-Einheit Tiago ausweiten. 

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