«Sie sagten, ich würde keinen Mann mehr finden»
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Schweiz-Tamilin im Militär:«Sie sagten, ich würde keinen Mann mehr finden»

Gegen alle Widerstände geht die Schweiz-Tamilin Manusha Makkalanpan (20) ins Militär – und bereut es nicht
«Sie sagten, ich würde keinen Mann mehr finden»

Dass die Schweiz-Tamilin Manusha Makkalanpan (20) als dunkelhäutige Frau im Schweizer Militär Karriere machen kann, glaubte fast niemand. «Du wirst diskriminiert und gemobbt», warnten Familie und Freunde. Nur ihre Mutter machte ihr Mut. Sie hatte recht.
Publiziert: 10.04.2021 um 00:51 Uhr
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Aktualisiert: 10.04.2021 um 07:19 Uhr
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Manusha Makkalanpan (20) aus Brunnen SZ während der RS in der Richtstrahlschule 62 in Kloten ZH.
Foto: Carlos Lindner
Beat Michel

Manusha Makkalanpan (20) wirkt in der Kulisse wie die Schauspielerin aus einem Bollywood-Film. Sie steht auf dem Platz der Auslandschweizer in Brunnen SZ, direkt am Vierwaldstättersee, im Hintergrund die schneebedeckten Berge. Doch Makkalanpan muss nicht schauspielern. Sie glaubte auch so, zeitweise im falschen Film zu sein.

Hier geboren, hier aufgewachsen, hier zur Schule gegangen, hier eine KV-Lehre abgeschlossen. Und: hier Karriere im Militär gemacht. Wachtmeister Makkalanpan!

Im letzten Herbst hat sich die junge Frau bereits den Grad abverdient. Falls alles gut läuft, liegt auch die Offiziersschule drin. Für die Schweizerin mit tamilischen Wurzeln läuft es. Dabei schlug ihr am Anfang ihrer Karriere ein eisiger Wind entgegen. «Niemand ausser meiner Mutter glaubte an mich», sagt sie.

Der Gedanke ans Militär kam Makkalanpan erstmals in ihrem dritten Lehrjahr bei der Verwaltung des Kantons Schwyz. Während ihrer Lehre arbeitete sie jedes Jahr in einer anderen Abteilung, 2019 kam sie ins Büro der Kantonspolizei. «Ich hatte viele interessante Gespräche mit Beamten», erzählt sie. «Ich begann mich für den Beruf als Polizistin zu interessieren. Vorher ins Militär zu gehen, machte plötzlich Sinn.»

Die Mutter stärkte ihr den Rücken

Zu Hause und vor allem bei ihren tamilischen Freunden kam die Idee schlecht an. «Es passt einfach nicht in das traditionelle Bild einer Frau», sagt Makkalanpan. «Sie warnten mich, dass ich als Frau und dazu noch als dunkelhäutige diskriminiert und gemobbt würde. Und dass ich, wenn ich ins Militär gehe, keinen Mann zum Heiraten finden werde.» Einzig ihre Mutter Valarmathy Viswanathan-Makkalanpan (50) stärkte ihr den Rücken. «Meine Mutter unterstützt mich in allem, was ich machen will. Sie gab mir den Mut, es zu versuchen.»

Die Befürchtungen der Freunde? Sie trafen nie ein. «Ich wurde zwar beim Orientierungstag schräg angeschaut, als ich unter den 50 Interessenten die einzige Frau war. Aber als ich erzählte, dass ich wegen der Karriereplanung einrücken will, war ich sofort akzeptiert.»

An die Rekrutenschule bei den Richtstrahlpionieren in Kloten ZH erinnert sie sich gerne. «Wir hatten eine super Kameradschaft. Wir waren vier Frauen aus der Deutschschweiz und eine aus der welschen Schweiz. Wenn ich auf den Märschen Probleme mit dem schweren Rucksack hatte, waren die anderen immer für mich da.» Diskriminierung als Frau? Mobbing wegen der Hautfarbe? «Das ist mir nie passiert. Die Befürchtungen waren falsch und unbegründet», sagt sie.

«Das Militär ist mein Psychologe»

Selbst die Corona-Infektion brachte sie als damalige Rekrutin nicht aus dem Konzept. «Ich litt unter heftigem Geschmacksverlust. Das Essen schmeckte nach Stein», erzählt sie. Der Truppenarzt fand die Ursache rasch. «Danach verbrachte ich zwei Wochen in der Kaserne in Isolation. Ausser Gliederschmerzen hatte ich keine Probleme.»

Die junge Schweizerin möchte andere Frauen ermuntern, den Schritt in die Armee zu wagen. «Wichtig ist, dass es in die Lebensplanung passt. Man darf sich nicht davon abbringen lassen, wenn es andere doof finden. Das Militär war und ist mein Psychologe, mein Karriereberater und mein Fitnessinstruktor.»

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