Darum gehts
Bernadette Bandelier (65) schuldet der Justiz fast 2500 Franken – weil sie 2022 zu langsam fuhr. Der Fall wird die Seniorin noch einige Jahre beschäftigen. Denn sie stottert den Betrag in 50-Franken-Raten ab! Wie konnte es so weit kommen?
Die Bernerin war am 20. Februar 2022 gemeinsam ihrem Bekannten Jürg Hirschi (69) auf dem Julierpass unterwegs. Hirschi ist mit einem Anhänger unterwegs, Bandelier mit einem sogenannten «Selbstfahrer», einem kleinen Tiertransporter. Beide haben Pferde geladen, weil sie gerade vom legendären Pferderennen «White Turf» in St. Moritz GR zurückkommen.
Plötzlich werden sie von der Kantonspolizei bei Tiefencastel GR herausgewinkt. Sie seien zu langsam gefahren, in den Kurven nur etwa 15 bis 20 km/h, so der Vorwurf. Die Busse: 300 Franken, mit Gebühren sogar 780 Franken.
Ein anonymer Anrufer schwärzt Bandelier und Hirschi noch während der Fahrt den Julierpass hinunter bei der Kapo Graubünden an. Diese nimmt den vorausfahrenden Hirschi nach dem Kreisel in Tiefencastel in Richtung Tal zur Seite, genauso wie Bandelier. Die Polizei zählt hinter Hirschi eine Kolonne von 175 Autos. Nur: Beim Kreisel in Tiefencastel kommen gleich drei Pässe zusammen: Julier-, Albula- und der kleinere Lenzerheidepass. Von allen Seiten strömen Fahrzeuge zum Verkehrsknotenpunkt Tiefencastel.
Busse für Bandelier ist schwer zu erklären
Während der Kontrolle stehen die Tiere fast zwei Stunden lang in den Anhängern bei klirrend-kalten minus 6 Grad in Tiefencastel herum: «Die Fahrt nach Hause dauert normalerweise fünf bis sechs Stunden. Mit dem Halt waren es fast acht Stunden. Dass solche Verzögerungen nicht gut für das Wohlbefinden unsere Pferde sind, versteht sich von selbst!», zeigt sie sich immer noch wütend.
Im Mai 2022 erhält Bandelier die Busse über 780 Franken. Sie sei, genau wie Hirschi, zu langsam gefahren und habe keinen Platz für die Autos dahinter gemacht. Hirschis Rechtsschutz rät ihm dazu, die Busse weiterzuziehen. «Man sagte mir, man habe hohe Erfolgschancen», erzählt er im Gespräch in Bandeliers Alterswohnung – die beiden sind gute Freunde. Und tatsächlich: Ausser einer Zeugenaussage eines Automobilisten, der in der Kolonne fuhr und einer fragwürdigen Zählung der Kolonne hinter Bandalier durch die Streife vor Ort, werden keine Beweise hervorgebracht. Bandelier legt darum ebenfalls Beschwerde ein. Diese wird abgelehnt und die Kosten wachsen auf fast 2500 Franken an. Hirschis Rechtsschutzversicherung kauft ihm letztlich seinen Rechtsstreit ab, was häufig geschieht, wenn die Aussichten auf einen Erfolg vor Gericht zwar gut wären, der Streitwert die Kosten eines Verfahrens aber deutlich unterschreitet.
Busse zur Unzeit – Staatsanwaltschaft unerbittlich
Schon damals litt Bandelier an der Lungenkrankheit COPD, wegen einer früheren Erkrankung muss sie regelmässig in die Reha. Anfang 2024 fängt sich Bandelier in der Reha zudem einen Krankheitskeim ein. Genau in dieser Zeit zieht sie Ihre Einsprache gegen die Busse zurück: «Ich konnte schlichtweg nicht mehr. Finanziell und körperlich.» Nur: Die Kosten sind mittlerweile auf 2458.80 Franken angestiegen. Sie bittet Ende Juni 2024 und im Januar 2025 um Verfahrenskostenerlass, angesichts ihrer schwierigen Situation – ihre letzte Hoffnung.
Diese wird am 4. Februar 2025, begraben. Die Staatsanwaltschaft begründet die Ablehnung folgendermassen: «Aufgrund der zur Verfügung stehenden Unterlagen sei anzunehmen, dass sich die aktuelle persönliche und finanzielle Situation der Beschwerdeführerin im Vergleich zum Entscheiddatum gleich präsentiere. Mangels Nachweises einer wesentlichen Änderung bzw. Verschlechterung der finanziellen und persönlichen Verhältnisse, sei ein (nachträglicher) ganzer oder teilweiser Erlass der Verfahrenskosten abzulehnen.»
Fakt ist: Bandelier lebt von rund 3500 Franken AHV und EL im Monat. Nach Abzug aller Fixkosten bleiben ihr gut 900 Franken zum Leben. «Wie ich unter diesen Umständen eine solch hohe Busse zahlen soll, weiss ich nicht», erzählt sie verzweifelt. Darum macht sie mit der Staatsanwaltschaft Graubünden einen Deal und zahlt künftig 50 Franken im Monat zurück. «Abgezahlt habe ich das Ganze also in rund vier Jahren, dabei habe ich überhaupt nichts falsch gemacht!», ist sie sich immer noch sicher.
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