Fürs Zuspätkommen
Die Ausreden des kreativsten Stifts der Schweiz

Mit kreativen Entschuldigungs-SMS fürs Zuspätkommen hat es ein Lehrling einer Zürcher Werbeagentur praktisch über Nacht zur Internet-Berühmtheit geschafft.
Publiziert: 16.07.2015 um 13:32 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 15:59 Uhr
So hat sich Cyril für seine Verspätungen entschuldigt.
Foto: ZVG

Cyril* hat bei der Zürcher Werbeagentur FS Parker eine Ausbildung zum Grafiker absolviert. Und dort hat er offenbar nicht nur das Design- Handwerk gelernt. Er scheint auch eine grosse Portion der branchenüblichen Kreativität verabreicht bekommen zu haben.

Als Cyril einmal zu spät auf dem Weg zur Arbeit ist, schreibt er seinem Vorgesetzen per SMS: «Hatte einen Atomschlaf und mein super realer Traum liess mich glauben, der Weckton meiner drei Wecker sei ein Alarm, den ich in meinem Unterbewusstsein abgeschaltet habe.»

Ein anderes Mal fragt Cyril, offenbar übermüdet von einem Festival, das er besucht hatte: «Wäre es wichtig, dass ich heute erscheine? Haben wir viel zu tun? Ich melde mich morgen nochmals.»

Die Kurznachrichten an seinen Chef haben Cyril praktisch über Nacht zum berühmtesten Lehrling der Schweiz gemacht. FS Parker hat seine «besten Entschuldigungen» fürs Zuspätkommen nämlich auf Facebook gestellt.

«Vor einigen Wochen hast du deine Lehrabschlussprüfung mit Bravour bestanden, worauf wir enorm stolz sind. Dass du sie locker bestehst, wussten wir schon immer. Was wir jedoch nie geglaubt hätten, ist, dass du pünktlich zu all deinen Prüfungen erscheinen würdest», heisst es dazu mit einem Augenzwinkern.

Der Beitrag wurde in nur zwei Tagen über 3000 Mal geliket, Hunderte Menschen haben ihn kommentiert. «Wir haben die Entschuldigungen als Hommage an einen fantastischen Lehrling gepostet», sagt Hannes Sigrist, Creative Director und Partner der Agentur, zu Blick.ch.

In den Kommentaren wird der junge Zürcher mehrheitlich für seine Ehrlichkeit und Menschlichkeit gefeiert. Allerdings sind auch negative Reaktionen nicht ausgeblieben.

Das Internet-Portal «Huffington Post» hat die Geschichte aufgenommen und bezeichnet Cyril in einem Artikel als «faulsten Azubi aller Zeiten», der mit «dreisten Ausreden» versuche, «sich von der Arbeit zu drücken».

Davon könne jedoch keine Rede sein, betont Creative Director Sigrist. Cyril sei während seiner vierjährigen Lehre «vielleicht zehn Mal» zu spät gekommen. «Er ist aber regelmässig länger im Büro geblieben und hat nie eine Deadline verpasst. Und seine Lehrabschlussprüfung hat er mit einer runden 5 bestanden.»

Damit die Sache nicht weiter aus dem Ruder läuft und um den Mitarbeiter zu schützen, hat FS Parker den Beitrag auf Facebook mittlerweile gelöscht und eine Erklärung veröffentlicht. Cyril selbst sei im Übrigen informiert gewesen und habe das Ganze mit Humor genommen.

Den Rummel um seine Person hat er aber nur am Rande mitbekommen. Cyril weilt momentan in den Ferien im Ausland und hat keinen Internetzugang. (bau)

* Name der Redaktion bekannt

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