Fürs Vorführen sollen keine klaren Fristen mehr gelten
Autos noch später zur MFK

Es gibt eine gute Nachricht für Autofahrer und eine schlechte. Die gute: Sie müssen künftig seltener zur Fahrzeugprüfung. Die schlechte: Die anderen Autobesitzer ebenfalls.
Publiziert: 09.07.2014 um 00:00 Uhr
|
Aktualisiert: 04.10.2018 um 23:09 Uhr
Von Christoph Lenz und Joël Widmer

Es gibt eine gute Nachricht für Autofahrer und eine schlechte. Die gute: Sie müssen künftig seltener zur Fahrzeugprüfung. Die schlechte: Alle anderen ebenfalls.

Das Bundesamt für Strassen (Astra) will die Prüf-Intervalle für Neuwagen verlängern. Statt wie heute nach vier Jahren soll die erste Prüfung gemäss einem Verordnungsentwurf künftig erst nach sechs Jahren durchgeführt werden. Begründung: Wegen des technischen Fortschritts seien Autos heute robuster. Zudem seien weniger als ein Prozent der Unfälle auf Mängel am Auto zurückzuführen.

Ursprünglich wollte das Astra diese Fristverlängerung mit einer härteren Vorgabe verknüpfen: Die erste Prüfung sollte nach «spätestens» sechs Jahren stattfinden. Doch das missfiel den Strassenverkehrsämtern. Sie forderten vom Astra flexible Fristen. Dies zeigt ein aktueller Brief der Kantonalen Justiz- und Polizeidirektorenkonferenz, der BLICK vorliegt. Auch Polizeidirektoren sind gegen starre Fristen, weil sie einen hohen Zusatzaufwand befürchten.

Besonders pikant: Das Astra ist gemäss dem Brief sofort eingeknickt und hat zusammen mit den Strassenämtern noch vor Ablauf der Anhörungsfrist «eine überarbeitete Version erstellt». Darin soll der Begriff «spätestens» konsequent gestrichen worden sein. Damit könnten die Strassenämter Neuwagen also auch später als nach sechs Jahren zur ersten Prüfung aufbieten. Ein Astra-Sprecher will auf Anfrage nichts von einer überarbeiteten Version wissen.

In der Autobranche kommt der Abschied von der starren Frist sehr schlecht an: Der Auto-Gewerbe-Verband findet das Vorgehen skandalös. Und er sorgt sich um die Sicherheit. Schon heute prüften viele Strassenverkehrsämter Autos nicht fristgerecht. Nun werde das laschere Regime zusätzlich aufgeweicht. «Das bedeutet, dass manche Autos künftig vielleicht erst nach neun Jahren geprüft werden», sagt Markus Peter, Leiter Automobiltechnik und Umwelt beim Verband. Er warnt: «Damit nimmt der Bund in Kauf, dass mehr Autos mit technischen Mängeln unterwegs sind. Die Gefahr auf der Strasse steigt!»

Natürlich befürchtet der Auto-Verband auch, dass Garagisten künftig weniger Arbeit haben. Doch in Deutschland, wo Neuwagen nach drei Jahren geprüft werden, hat man für die largen Schweizer Fristen ebenfalls nur wenig Verständnis. Die Prüf-Intervalle nach oben zu schrauben, erhöhe die Gefahr, dass es bei Bremsen, Steuerung und Reifen zu erheblichen Mängeln komme, sagt TÜV-Süd-Pressesprecher Vincenzo Lucà. «Das Risiko steigt – für alle Verkehrsteilnehmer.»

Der Touring-Club Schweiz  TCS begrüsste in einer Stellungnahme die Einführung verbindlicher Prüftermine. Die neusten Astra-Pläne will der TCS aber nicht kommentieren.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?