Für Hundetrainer Hans Schlegel ist klar
Die Polizei hat versagt, nicht der Hund

Publiziert: 17.09.2007 um 06:46 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 21:23 Uhr
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VON GABRIELA BATTAGLIA
OBERBÜREN SG – Warum haben Leichensuchhunde Ylenia nicht aufgespürt? Der renommierte Hundetrainer Hans Schlegel (49) hat nur zwei Erklärungen.

Im Hartmannswald, in dem die Leiche von Ylenia gefunden wurde, hat auch die Polizei nach dem 5-jährigen Mädchen gesucht. Mehrere Male. Am 2.August und zehn Tage später suchen Dutzende von Polizisten in Menschenketten.

Zwei Leichensuchhunde kommen in dem Waldstück erstmals drei Wochen nach dem Verschwinden von Ylenia zum Einsatz. Nachher werden einzelne Sektoren noch drei Mal mit Hunden abgesucht. Insgesamt schnüffeln zwei Leichensuchhunde der Kapo Bern und einer der Kapo Zürich nach Spuren. Ohne Erfolg.

Für Hundetrainer Hans Schlegel ist dies unbegreiflich. «Es ist für mich ein Rätsel, dass ausgebildete Hunde die Leiche nicht finden konnten», sagt er BLICK.

Denn bereits drei Tage nach dem Tod setzt beim Menschen der Verwesungsgeruch ein. Bei einer vergrabenen Leiche steigen dann auch Geruchsmoleküle an die Oberfläche.

«Es ist dabei nicht relevant, wie tief die Leiche vergraben ist», betont Schlegel. Weil der Leichengeruch für ausgebildete Suchhunde identifizierbar ist.

Schlegel weiss, wovon er spricht. Er leitete im Ausland zehn Jahre lang die Ausbildung von Polizeihundestaffeln in 80 Polizeidepartements mit über 650 Diensthunden. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz eröffnete er 1993 in Gansingen AG die Hundeschule Wolfsprung Kennels.

Laut dem St.Galler Kripo-Chef Bruno Fehr konnten die Beamten die Leiche von Ylenia nur mit «massiven Grabarbeiten» aus dem Loch heben.

Warum die Leichensuchhunde die Leiche des vermissten Mädchens nicht fanden, ist auch für die Polizei ein Rätsel. «Details klären wir noch mit den Verantwortlichen der Suche ab», sagte Fehr gegenüber dem Schweizer Fernsehen.

Der «Sonntag » schreibt, gemäss Polizei liege das Versagen vor allem bei den Hunden. Von Menschen-
auge habe man nichts erkennen können.

Für Hundeexperte Schlegel haben keinenfalls die Hunde bei der Suche nach Ylenia versagt. «Der Hund kann nie schuld sein. Es kommt darauf an, welcher Spezialist hinter ihm läuft», sagt er.

Ein Leichensuchhund könne sehr feine Signale bei einer Witterungsaufnahme geben. «Wenn der Hundeführer diese falsch interpretiert, kann der beste Leichensuchhund das Opfer nicht finden!»

Für eine Leichensuche braucht es aber nicht nur gute Hundeführer. Auch die Hunde selber müssen genügend Erfahrung haben. «Ein Leichensuchhund muss nicht nur ausgebildet sein. Er braucht auch Erfahrung bei Ernsteinsätzen», sagt Schlegel.

Dies sei für die Suche extrem wichtig. «Ernsteinsatz ist nicht das Gleiche wie Training», betont der Hundeexperte. Bei der St.Galler Kapo war gestern nicht zu erfahren, ob die eingesetzten Hunde über solche Erfahrung verfügten.

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