«Für die Bewertung ist der Arbeitgeber zuständig»
Bähnler-Gewerkschaft warnt vor ÖV-Testern

Ab April reisen anonyme Tester mit dem Regionalverkehr und erfassen allerhand Daten – auch über das Personal. Diese müssen anonym erfasst werden, fordern Arbeitnehmer-Vertreter.
Publiziert: 24.02.2016 um 15:58 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 02:50 Uhr
Kontrolleure bekommen es bald mit sogenannten Mystery-Testern zu tun.
Foto: Keystone
Roman Rey

Bald sind in Schweizer Trams, Bussen und Bahnen anonyme Testkunden unterwegs. Sie sollen einerseits kontrollieren, wie es um die Sauberkeit und Pünktlichkeit im Regionalverkehr steht – aber auch die Kundenfreundlichkeit des Personals steht auf dem Prüfstand. Das setzt die Kontrolleure zusätzlich unter Druck.

Peter Moor-Trevisan vom SEV, der Gewerkschaft des Bahnpersonals, warnt: «Eine solche Bewertung muss anonym erfolgen und darf nicht auf den einzelnen Angestellten zurückfallen.» Für die Qualifikation der Mitarbeiter sei der Vorgesetzte zuständig. Grundsätzlich sei die Qualitätskontrolle jedoch zu begrüssen, so Moor-Trevisan.

Die gesammelten Daten landen in einer Datenbank, teilt das verantwortliche Bundesamt für Verkehr (BAV) mit. Der Bund, die Kantone und die Transportunternehmen sollen Zugriff auf die Daten haben, die sie betreffen. 

Die Tests kosten 3 Millionen Franken pro Jahr

Im Rahmen eines neuen Systems zur Qualitätskontrolle werden ab April 60 bis 70 Tester in den Kantonen Bern, Freiburg, Jura, Neuenburg, St. Gallen, Thurgau und den beiden Appenzell unterwegs sein – ausgestattet mit einem mobilen Erfassungsgerät. Ein Pilotprojekt mit einem Dutzend Transportunternehmen ist im Jahr 2015 erfolgreich über die Bühne gegangen.

Wie ein solcher Bewertungskatalog genau aussieht, will das BAV nicht verraten. Je nach Objekt (z.B. Qualität im Zug, Info an der Haltestelle, Info im Fahrzeug) gebe es verschiedene Checklisten. Für die unterschiedlichen Bereiche gebe es verschiedene Zielwerte – diese werden jedoch zu einem späteren Zeitpunkt festgelegt.

Die Kosten des Systems belaufen sich schätzungsweise auf drei Millionen Franken pro Jahr, wie BAV-Specherin Florence Pictet auf Anfrage mitteilt. «Angesichts des grossen Nutzens ist das gerechtfertigt», so Pictet.

Es werden immer noch Tester gesucht

Der öffentliche Verkehr werde durch die Steuerzahlenden und den Reisenden mit dem Kauf der Fahrkarte finanziert. «Es ist also völlig normal, dass sie einen angemessenen Gegenwert für ihr Geld erhalten.» Die Kontrolle diene Dazu, Qualitätsstandards einzuhalten.

Der Bund und die Kantone wollen so die Qualität des Regionalverkehrs kontrollieren, die sie mit jährlich 1,8 Milliarden Franken mitfinanzieren. Er soll sicherstellen, dass die Transportfirmen dauerhaft Mindeststandards bei der Kundenfreundlichkeit und Effizienz einhalten.

Übrigens werden noch immer Tester für ein Pensum zwischen 35 bis 50 Prozent gesucht: Bewerben kann sich Jung bis Alt – wer zuverlässig ist, sich für den Öffentlichen Verkehr interessiert und mit einem Smartphone umgehen kann. Zudem sollte man bereit sein, zwischen fünf Uhr morgens und ein Uhr nachts zu arbeiten – eine Test-Tour dauert bis zu fünf Stunden am Tag.

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