Fünf Monate für nach der grossen Demo
Der Frauenstreik war erst der Anfang!

Sie waren viele, sie waren laut – und sie machen weiter: Die Frauen sorgen nicht nur an der Urne dafür, dass aus ihren Forderungen Wirklichkeit wird.
Publiziert: 16.11.2019 um 23:31 Uhr
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Der Frauenstreik 2019.
Foto: Keystone
Dana Liechti

Am Abend des 14. Juni ging so manche Frau im Land erschöpft, aber erfüllt schlafen: Dieser Tag wird in die Geschichte eingehen, sagten sie sich.

Zürich, knapp ein halbes Jahr später. In einem kleinen Haus zwischen gesichtslosen Bürogebäuden sitzen ein paar Frauen an einem langen Tisch und beschriften Couverts – auf der Suche nach finanzieller Unterstützung für ihr Projekt. Noch sind die Räume dürftig eingerichtet, an den Wänden hat jemand mit Klebeband feministische Plakate befestigt, im Korridor stapeln sich Eimer voller Farbe.

«Feministisches Streikhaus» steht am Briefkasten – am 7. Dezember ist Eröffnung. Hinter dem Projekt stecken die Frauen des Zürcher Streikkollektivs. Nach dem Frauenstreik sagten sie sich: Wir machen weiter. Und: Wir brauchen Platz! Sie fanden ein Haus, das in zwei Jahren abgerissen wird. «Das Haus soll Frauen und queeren Menschen («queer» steht für Trans-Personen und Nicht-Heterosexuelle; Anm. d. Red.) einen selbstbestimmten Raum bieten, in dem sie sich verwirklichen können, ohne auf Barrieren zu stossen», sagt Salome Schaerer (37).

Die Haltung der Frauen hat sich verändert

Zu den Nutzerinnen gehören auch Initiativen, die aus dem Kollektiv gewachsen sind. Das Gastra-Kollektiv zum Beispiel, das sich gegen Sexismus und schlechte Arbeitsbedingungen in der Gastronomie einsetzt. Oder Frauen, die mit der «ni una menos»-Kampagne gegen Femizid kämpfen, die Ermordung von Frauen. Seit dem 14. Juni seien viele neue Interessierte zur Bewegung gestossen, sagt Schaerer. «Das motiviert unglaublich.»

Die Auswirkungen des Streiks gehen über den Tag hinaus. Sandra Zurbuchen von Und, einer Fachstelle für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, sagt: «Der Streik hat Frauen dazu motiviert, sich wirklich einzusetzen für ihre Anliegen. Und bei den jungen Männern ist das Bewusstsein für die Herausforderungen, die ihre Partnerinnen erleben, noch gestärkt worden.»

Natürlich sind die Probleme seit dem 14. Juni nicht einfach verschwunden. Leider höre sie nach wie vor von sexueller Belästigung und Gewalt gegen Frauen, sagt Itziar Marañón (42) vom Berner Kollektiv. «Was sich aber verändert hat, ist die Haltung vieler Frauen. Sie sagen: Nein, es ist genug. Und jede weiss nun, dass sie nicht die einzige Feministin im Raum ist.»

Auch in Bern trifft frau sich regelmässig in Arbeitsgruppen. Marañón: «Die Gruppe Wahlen zum Beispiel motivierte Frauen, an die Urnen zu gehen, damit unsere Forderungen ins Parlament kommen.» Oder die nach dem Streik gegründete «Eidgenössische Kommission Dini Mueter», die sich für eine Verbesserung im Bereich Kinderbetreuung einsetzt. Soeben hat die Kommission einen offenen Brief an die Berner Stadtregierung verfasst, weil diese in städtischen Kitas Betreuungspensen von unter 40 Prozent nicht mehr akzeptieren will.

Bäuerinnen spielten eine Schlüsselrolle

Der Frauenstreik war nicht zuletzt so erfolgreich, weil er breit abgestützt war. Eine wichtige Rolle spielten etwa die Bäuerinnen vom Schweizer Bäuerinnen- und Landfrauenverband. Geschäftsführerin Kathrin Bieri ist überzeugt: «Der Tag hat mehr Sichtbarkeit für die Arbeit und die Themen der Bäuerinnen gebracht.»

Und wie sieht es in der Wirtschaft aus? Esther-Mirjam de Boer (51), die als Geschäftsleiterin von GetDiversity Frauen an Verwaltungsräte und Geschäftsleitungen vermittelt: «Kurz nach dem Frauenstreik hat sich das Parlament mit überraschender Zustimmung für Geschlechter-Richtwerte auch in Geschäftsleitungen ausgesprochen. Das war für mich ein erster Effekt des Frauenstreiks, der enormen Einfluss auf die Wirtschaft haben könnte.»

Trotz erster Erfolge sind sich die Frauen einig, dass noch vieles im Argen liegt. «Aber wir werden nicht wieder 27 Jahre auf die Umsetzung unserer Forderungen warten», sagt Franziska Stier vom Basler Kollektiv.

Auch die Bernerinnen geben sich entschlossen. Schon seien neue Aktionen geplant, sagt Itziar Marañón. Zum Beispiel für den 8. März, den Tag der Frau. Der Frauenstreik? Marañón: «Das war erst der Anfang.»

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