Führt Porno wirklich zu mehr sexuellen Übergriffen? BLICK-Sexberaterin Caroline Fux erklärt:
«Die Dosis ist entscheidend»

Gewaltporno-Konsumenten können dazu neigen, ihre Fantasien auch im richtigen Leben umzusetzen. Ausserdem konsumieren Schweizerinnen und Schweizer immer häufiger und intensiver Pornos. BLICK-Sexberaterin Caroline Fux ordnet ein.
Publiziert: 26.01.2020 um 22:56 Uhr
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Beim Pornokonsum ist für BLICK-Sexberaterin Caroline Fux die Dosis von entscheidender Bedeutung.
Foto: Sven Thomann
Interview: Marco Latzer

Das Konsumieren von Pornos steigert laut der «NZZ am Sonntag» die Gefahr sexueller Übergriffe. Insbesondere der Konsum von Gewaltpornografie soll gemäss Andreas Hill, leitender Arzt an der Psychiatrischen Uniklinik Zürich, sexuelle Übergriffe in der Realität fördern.

Die Zeitung beruft sich auch auf die Umfrageergebnisse einer Studie und auf Gerichtsfälle. Und sie kommt zum Schluss, dass Schweizerinnen und Schweizer immer häufiger Pornos schauen. Caroline Fux, BLICK-Sexberaterin, ordnet die Resultate ein.

BLICK: Neun von zehn Männern und mehr als die Hälfte der Frauen in der Schweiz schauen Pornos. Überraschen diese Zahlen, Frau Fux?
Caroline Fux:
Nein, das deckt sich mit meinen Erfahrungen. Pornos sind leichter verfügbar denn je. Sie gehören für viele Männer und nicht wenige Frauen zum sexuellen Alltag.

Worin besteht der Reiz von Pornos?
Viele können mit Pornos schnell und bequem die Lust steigern. Es lockt der Kick eines schnellen Orgasmus. Man kann abschalten und Druck abbauen, ohne viel zu investieren. Es geht um schnellen Konsum, also Fast-Food-Sex.

Gerade Männer neigen offenbar dazu, in eine Sucht abzudriften.
Man hat sich das lange so erklärt, dass Männer einfach stärker auf visuelle Reize reagieren als Frauen. Für mich ist die Sache vielschichtiger: Die meisten Pornos bilden explizit männliche Fantasien ab. Logisch, dass diese dann auch besser bei diesen ankommen. Männer und Frauen werden sexuell immer noch anders sozialisiert. Sie haben im Schnitt andere sexuelle Biografien. Frauen, die Pornos mögen und damit aufwachsen, können genauso abdriften.

Gemäss «NZZ» erhöht übermässiger Pornokonsum die Gefahr sexueller Übergriffe auf Frauen. Ist das plausibel?
Ja. Aber es ist wichtig, die Sache differenziert zu betrachten. Es bringt nichts, Pornos zu dämonisieren. Und diese Tendenz gibt es im Moment. Pornos sind ein Genussmittel. Und wie bei jedem Genussmittel spielt die Dosis eine zentrale Rolle. Probleme gibt es dann, wenn der Konsum übermässig ist und die Balance nicht stimmt. Es gibt auch Studien, die zeigen, dass Pornokonsum positive Effekte haben kann. Aber natürlich nicht, wenn die Sexualität davon komplett in Beschlag genommen wird.

Obwohl das Internet nichts Neues ist, steigen die Besucherzahlen von Pornoportalen noch immer. Wo sehen Sie die Gründe?
Es ist ein relativ neues Phänomen, dass wir alle ein Smartphone haben. Darauf können wir jederzeit und überall Videos gucken. Fatal ist auch, dass wir zu wenig über echte Sexualität reden. Wir bringen Heranwachsenden nicht genügend bei, wie sexueller Genuss funktioniert und wie man sich diesen auch ohne Pornos holen kann. Es ist wie beim Essen: Wer nicht kochen kann und nichts über Lebensmittel weiss, findet Fast Food vielleicht das Grösste. Wer sich in der Küche auskennt, kennt dagegen andere, oft bessere, Alternativen. Das ist beim Sex genauso.

Sexualstraftaten nehmen zu. Inwieweit ist das auf eine zusehends enthemmtere Gesellschaft zurückzuführen?
Das Bild mit der enthemmten Gesellschaft oder der enthemmten Jugend ist ein Mythos. Viele Menschen sind sexuell gehemmter denn je. Korrelation heisst nicht Kausalität. Sprich: Wir beobachten parallele Phänomene, aber das heisst nicht, dass Pornokonsum der einzige Grund für den Anstieg ist. Der Einfluss von Pornos, vor allem von zu Recht verbotenen Gewaltpornos, ist nicht der einzige Wirkfaktor, wenn es um den Anstieg von Belästigungen und Nötigungen geht. Seit der #MeToo-Debatte diskutieren und handhaben wir diese Themen anders, was gut ist. Zentral ist für mich: Sexuelle Kompetenz, gefördert durch lebenslange sexuelle Bildung, ist ein besserer Schutz vor sexueller Gewalt als das Dämonisieren von Pornos.

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