Der Tag von Fritz Epple-Brunner beginnt früh. Jeden Morgen steht der 94-Jährige um kurz vor sechs Uhr auf, kocht sich einen Kafi, macht es sich in seinem Sessel gemütlich und schlägt gespannt den BLICK auf. Morgen-Routine für den Pensionär. Nur an diesem Montag war alles etwas anders. Der BLICK feierte seinen 60. Geburtstag. Und Fritz feierte mit. Er, der Leser der ersten Stunde.
BLICK hat ihn besucht. Als wir ihn in seiner 4½-Zimmer-Wohnung in Liestal BL besuchen und einen Nachdruck der ersten BLICK-Ausgabe übergeben, fangen seine Augen an zu leuchten. Erinnerungen kommen hoch. Für einen kurzen Moment ist es wieder 1959. Epple-Brunner ist wieder 34 Jahre alt und sitzt in dem Restaurant seiner Eltern. «Da lag der BLICK immer auf», sagt er mit einem Lächeln.
Damals hatte Epple-Brunner schon seine Meisterprüfung als Coiffeur bestanden, eine Familie gegründet und griff nebenbei seinen Eltern im Restaurant Reblaube in Liestal unter die Arme. Da trat das junge, freche Boulevardblatt in sein Leben. Seit jeher las der Baselbieter unsere Zeitung jeden Tag. Und sie wurde so zum treuen Begleiter. War immer dabei. Als er sich zum Beispiel entschied, die Coiffeurschere an den Nagel zu hängen und in die Politik wechselte und später Landratspräsident des Kanton Basel-Landschaft wurde. Oder als er sich mit über 70 Jahren neu verliebte.
«Vorher gab es nur regierungstreue Zeitungen»
Für den Baselbieter war die Begegnung mit dieser neuartigen Zeitung mit knalligen Titeln, knappen Texten und zahlreichen Fotos etwas ganz Besonderes. «Für mich war es Liebe auf den ersten Blick.» Viele andere dachten vor 60 Jahren anders über die erste Boulevardzeitung der Schweiz. Sie gingen auf die Strasse, protestierten gegen BLICK. Es kam zu öffentlichen Verbrennungen und Verbotsforderungen.
Daran kann sich Epple-Brunner noch gut erinnern. Auch, dass der BLICK nur heimlich gelesen wurde. Doch der glühende FCB-Fan war da aber anders. Er las das Boulevardblatt gerne in der Öffentlichkeit. Schon damals vertrat er die Meinung: «Der BLICK war und ist wichtig für die Schweiz. Vorher gab es nur regierungstreue Zeitungen. Was Politiker sagten, wurde nicht hinterfragt, sondern einfach vermeldet.» Mit BLICK änderte sich das. Der Boulevardjournalismus schaute den Politkern genau auf die Finger, deckte Ungerechtigkeiten auf, setzte sich für den kleinen Mann ein. «Das war einmalig und dafür liebe ich den BLICK bis heute», so Epple-Brunner.