Freunde fanden den toten Kletterer († 29) – die Mutter erzählt
«Wir wussten, Mario liegt immer noch irgendwo da oben»

Kletterer Mario Konrad (†29) stürzte vor einer Woche an der Rigi in den Tod – und blieb tagelang vermisst. Seine Mutter Graziella Coppoletta (55) ist enttäuscht, dass die Polizei die Suche so schnell aufgab. Stattdessen suchten Freunde weiter, bis sie Mario fanden.
Publiziert: 20.08.2019 um 23:36 Uhr
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Graziella Coppoletta (55) und Angelo Konrad (31) sprechen mit BLICK über den schweren Verlust ihres Sohnes und Bruders.
Foto: Céline Trachsel
Céline Trachsel
Céline TrachselReporterin

Die Berge waren Mario Konrads (†29) Leben. Und sein Tod. Der leidenschaftliche Kletterer stürzte vor einer Woche an der Rigi rund 250 Meter in die Tiefe. Er war alleine unterwegs – und hatte keinem gesagt, wo genau. Tagelang suchten seine Freunde nach ihm (BLICK berichtete).

Nachdem der junge Mann aus Rotkreuz ZG am letzten Montag als vermisst gemeldet worden war, fand man am Folgetag sein Auto in Gersau SZ. Die Schwyzer Polizei suchte daraufhin im Gebiet nach dem Vermissten – gab die Aktion jedoch am Mittwochabend auf.

«Die Enttäuschung war riesengross», sagt Mutter Graziella (55) zu BLICK. Sohn Angelo (31) pflichtet ihr bei: «Es war hart. Im alpinen Gelände wird die aktive Suche jeweils nach 48 Stunden abgebrochen. Man versicherte uns zwar, dass intern weiterermittelt würde und sie bei neuen Hinweisen wiederkämen – aber das tröstete kaum.»

Private Suchaktion wurde initiiert 

Unterdessen starteten Marios Freunde eine private Suchaktion. Sie fertigten Karten mit Sektoren an, koordinierten Suchtrupps und fahndeten auf Facebook nach Alpinrettern. Es kamen Kletterer, Hundeführer, Taucher und Drohnenpiloten – viele von ihnen kannten Mario nicht einmal.

Das rührt seine Mutter zu Tränen: «Wir mussten nicht um die private Suchaktion bitten, das war ein Selbstläufer. Einfach, weil Mario so ein spezieller Mensch war.» Auch Marios Chef, selber Kletterer, sei nach Feierabend mit seiner Ausrüstung gekommen, habe sogar einen Helikopterflug bezahlt.

Die Gersauer hätten den Helfern Räume zur Verfügung gestellt, so konnten sie bei Leuten duschen, Handys laden, und Anwohner brachten Kuchen. «Einfach schön, welche Solidarität wir erleben durften», sagt die Mutter. 

Eltern und Bruder suchen tagelang auf eigene Faust

Marios Eltern und sein Bruder beteiligten sich auch an der Suche, wanderten tagelang, kontrollierten Büsche und durchstreiften Wälder. Angelo Konrad: «Ich habe aber immer gehofft, dass nicht ich es bin, der ihn findet.» Und die Mama sagt: «Am schlimmsten waren die Abende, wenn man mit Muskelkater heimkehrte und wusste, Mario liegt immer noch irgendwo dort oben am Berg. Wenn er noch lebt, dann leidet er – und Nacht für Nacht sinken die Überlebenschancen.»

Florian Grossmann, Sprecher der Schwyzer Polizei, hat Verständnis für die hohen Erwartungen der Angehörigen an die Suche. Aber: «Wie lange eine solche Suche fortgesetzt wird, hängt von aktuellen Erkenntnissen und Hintergrundabklärungen ab», sagt er. Grossmann weiter: «Wir waren mehrere Tage mit bis zu 40 Einsatzkräften im Gelände und suchten den Vermissten.» Aufgrund neuer Hinweise sei die Aktion am Freitag fortgesetzt worden.

Bis zum Wochenende noch ein Funken Hoffnung

Am Samstag dann die traurige Gewissheit: Mario Konrad liegt tot am Fusse einer Felswand in nahezu unzugänglichem Gebiet. «Er musste wenigstens nicht leiden», sagt die Mutter. Und der Bruder meint: «Ihn nicht zu finden, wäre noch schlimmer gewesen. Diese Ungewissheit plagt einen. Jetzt können wir wenigstens Abschied nehmen.»

Die Familie will jetzt für Mario einen Baum pflanzen und seine Asche in der Natur verstreuen. Der kleine Trost der Mutter: «Wir wissen, dass er ein erfülltes, volles Leben im Eiltempo gelebt hat.»

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