Frauen in der Armee: Untauglich

Sie sind zu weich, zu unsportlich, zu wenig belastbar. 39 Prozent unserer Soldatinnen werfen das Sturmgewehr vorzeitig hin und geben auf.
Publiziert: 19.09.2009 um 18:41 Uhr
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Aktualisiert: 07.09.2018 um 19:04 Uhr
Von Beat Kraushaar
Die Reihen der Soldatinnen in der Schweizer Armee lichten sich. Immer mehr von ihnen machen schlapp. Letztes Jahr meldeten sich 157 Frauen für die Rekrutenschule. Davon flogen 33 durch die Aushebung – eine Durchfallquote von 22 Prozent.Damit nicht genug: Auch von den Soldatinnen, die in den Militärdienst einrücken, stehen viele die RS nicht bis ans Ende durch. «Der Ausfall der Rekrutinnen betrug in den letzten drei Jahren im Schnitt knapp 17 Prozent. Das Gros davon verliess die RS in den ersten drei Wochen», sagt Martin Bühler, Sprecher des Eidgenössischen Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport VBS. Im Klartext: Rechnet man Aushebung und RS zusammen, kommt man auf eine Ausfallquote von 39 Prozent, wie VBS-Sprecher Bühler gegenüber SonntagsBlick bestätigt. Damit quittieren etwa gleich viele Frauen den Militärdienst wie Männer. Mit dem kleinen Unterschied: Soldaten melden sich nicht freiwillig. Sie müssen obligatorisch Dienst leisten.Warum kriegen so viele Frauen den Stempel «untauglich» aufgedrückt? «Körperliche Schwierigkeiten» nennt die Armee als Hauptgrund. Dazu gehören: Geringe Belastbarkeit: In der RS muss man Befehle befolgen, um 7 Uhr raus, marschieren bei Regen und Kälte. Der Drill passt vielen Frauen nicht und überfordert sie. Zu wenig Komfort: Viele Kasernen sind veraltet. Der Komfort beim Duschen und in den Schlafräumen ist klein geschrieben. Ein Privatleben gibt es im Kasernenalltag nicht. Das schockiert die Frauen. Männerdomäne: Die Armee ist eine von Machos dominierte Welt. Derbe Sprüche, Alkohol im Ausgang und militärische Rituale. Damit haben viele Frauen Mühe.Die Gefahr einer Schweizer Armee ohne Frauen hatte sogar Ex-Armeechef Roland Nef erkannt. Für sie setzte er die Leistungsnormen bei den Sportprüfungen herunter. Grund: Frauen seien physisch schwächer ausgestattet.Mit dieser Hilfe hoffte die Armee, mehr Frauen für kombattante Truppen zu gewinnen. Denn ohne Sportabzeichen wird man nicht in Kampfgruppen wie Grenadiere, Kanoniere und Füsiliere eingeteilt. Doch auch das konnte die Ausfallquote der Soldatinnen nicht stoppen. Wie verzweifelt die Armee um Frauen wirbt, zeigt sich auch bei ihrer Suche nach Berufsoffizierinnen. Das VBS zahlt an Vermittler eine «Rekrutierungsprämie» von 1000 Franken, wie die Pendlerzeitung «News» vor kurzem berichtete.Von «Schlaffi-Rekrutinnen» will Oberleutnant Hildegard Zobrist dennoch nichts hören: «Gegenüber den Männern verfügen wir Frauen über andere Fähigkeiten, welche unsere körperlichen Mängel bei weitem kompensieren», verteidigt sie die physische Schwäche der Frauen.
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