Wie das deutsche «Handelsblatt» gestern berichtete, schrieb Wauthier zwei Abschiedsbriefe. Einer richtete sich an die Familie und einer an die Zurich-Versicherung.
Laut einem Insider begann Wauthier seinen Abschiedsbrief mit den Worten: «To whom it may concern.» Übersetzt: An alle, die es betrifft. Im Schreiben auf Englisch beklagt der Finanzchef die Gesprächskultur bei der Versicherung. Insgesamt empfand Wauthier die Situation als furchtbar, wie das «Handelsblatt» von Personen erfahren hat, die Kenntnis vom Brief haben.
Als einziger Manager werde im Brief Josef Ackermann namentlich genannt. Wauthier bezieht sich dabei auf zwei Treffen mit dem Verwaltungsratspräsidenten, ohne aber die Details zu beschreiben. Um den Vorwurf geschönter Zahlen sei es nicht gegangen. Vielmehr habe der Finanzchef bei der Vorstellung der Halbjahreszahlen im Verwaltungsrat die Einschätzung geäussert, dass die Anleger die Zahlen recht gut aufnehmen würden. Das sah Ackermann anders, was zwischen den beiden eine Diskussion auslöste.
Trotz der neuen Informationen bleiben weiterhin viele Fragen ungeklärt.
Zurich-Chef Martin Senn stellt sich schützend vor seinen ehemaligen Finanzchef und lobt dessen Arbeit. Gleichzeitig zeigt sich Senn über die Gründe für dessen Selbstmord ratlos.
«Weniger als eine Woche vor seinem Ableben war ich mit Pierre Wauthier zwei Tage lang in London unterwegs, um Präsentationen vor Investoren abzuhalten. Einmal mehr leistete er dabei hervorragende Arbeit, ich habe ihn dafür gelobt. Pierre wirkte topfit», sagte Senn der «NZZ am Sonntag». Er habe nichts festgestellt, was auf irgendwelche Probleme hätte hindeuten können.
Der sehr gute Ruf der Zurich sei beeinträchtigt, «das ist gar keine Frage». Er sei aber überzeugt, dass Zurich aus dieser Situation herauskommen werde, erklärt Senn weiter.
«Ein Lichtblick ist, dass wir aus der ganzen Welt Sympathiebekundungen für Pierre Wauthier, für unser Unternehmen und unsere Mitarbeiter erhalten haben», erklärte der Zurich-Chef.