Sie mussten hilflos zuschauen, wie sich das Feuer durch ihr Leben frisst: Maya Läderach (41) und Christian Wenger (48) haben in der Nacht auf Donnerstag ihren Arbeitsort verloren, ihre Wohnung, ihr ganzes Hab und Gut.
«Die Feuerwehr rückte mit dem Pistenfahrzeug zu uns aus», sagt Wenger. «Es gab kein Löschwasser. Sie konnten nur Schnee ins Feuer schleudern und den Brandplatz sichern.»
Bis auf die Grundmauern ist der «Adlerhorst» abgebrannt, das Bergbeizli ob Oberiberg SZ, das Läderach und Wenger seit sechseinhalb Jahren gepachtet hatten. «Das Badezimmer lässt sich noch erahnen. Sonst ist alles weg», sagt Wenger.
Das Beizli mit Massenschlag auf 1493 Meter über Meer gehört einer Genossenschaft des Skiclubs Oberiberg. Die Hoch-Ybrig-Skihütte hat weder Strom noch Telefonleitung. Weit und breit gibt es kein anderes Haus, nur Schneefelder und ein paar Tannen. Derzeit ist der Ort am Fuss des Roggenstocks nur mit dem Schneemobil erreichbar – oder den Schneeschuhen.
«Unser Schlafzimmer war zwei mal zweieinhalb Meter gross», sagt Wenger. «Aber uns hat das gefallen. Wir haben das ganze Jahr dort gewohnt. Statt einer Wohnung im Tal haben wir uns lieber zweimal im Jahr Ferien geleistet.»
Jetzt liegt alles in Schutt und Asche. Das Feuer brach nachts um drei aus. «Maya hat den Rauch gerochen und mich geweckt», sagt Wenger. «Ich schickte sie sofort an die frische Luft, sie griff sich noch ein paar Kleider. Mir kamen die Feuerlöscher in den Sinn, ich wollte die Beiz retten.»
«Schon die Feuerwehrleute boten uns Unterschlupf an»
Es kommt anders. «Plötzlich hat es geknallt. Zwei Gasflaschen sind explodiert, während ich in der Beiz war. Etwa zehn davon standen herum. Wegen der Explosion sind alle Fenster zersplittert. Sauerstoff strömte dazu, das Feuer schoss blitzschnell in die Höhe. Da merkte ich: Es ist hoffnungslos. Ich konnte nichts mehr ausrichten», sagt Wenger. «Zum Glück! Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn ich drinnen geblieben wäre.»
Die «Adlerhorst»-Pächter stehen vor dem Nichts. Aber am Morgen erlebten Läderach und Wenger eine Solidaritätswelle. «Schon die Feuerwehrleute boten uns Unterschlupf an. Und bis am Nachmittag hatte ich gegen 50 SMS auf dem Handy. Es tut gut zu wissen, dass man die Leute hinter sich hat.»
Ein vorübergehendes Daheim haben die beiden auch schon. «Wir können in einer Ferienwohnung des Restaurants Fuederegg bleiben, bis wir etwas finden. Die Mieter haben uns die Wohnung spontan abgetreten. Und vom Restaurant haben wir Kleider bekommen. Wir sind sehr dankbar für alles.»
Bloss die «Adlerhorst»-Clubmitglieder konnten die Pächter noch nicht informieren. Wenger: «Die Adresskartei ist ja mitverbrannt.»