Fassadenmonteur Afrim M. (45) erschoss seine Frau an der Bushaltestelle
«Ich wollte nicht flüchten, ich hatte nur Durst»

Mit fünf Schüssen ermordet Afrim seine Frau, danach geht er Bier trinken. Für den grausamen Mord kriegt er 20 Jahre.
Publiziert: 24.04.2013 um 19:19 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 23:29 Uhr
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Tatort: Afrim M. erschoss seine Frau am helllichten Tag an der Bushaltestelle bei der Post in Riniken AG.
Foto: Markus Heinzer
Von Michael Spillmann

Im Anzug sitzt Kosovare Afrim M.* (45) vor den Richtern, unter dem Kittel trägt er ein rotes Hemd, seine Schuhe sind geputzt. Die Dolmetscherin am Bezirksgericht Brugg AG kommt gar nicht erst zu Wort. Denn Afrim M. hat viel zu erzählen, über sich selbst vor allem. Auf ein Wort der Reue warten alle vergebens.

«Ich wollte einfach eine Antwort als besorgter Vater. Ich wollte einen Kompromiss», sagt der Fassadenmonteur. «Ich war immer gegen Gewalt. Wir sind ja hier nicht im Wilden Westen, hier gibt es Gesetze.»

Fünf Schüsse

Fünf Mal drückte Afrim M. ab, Ehefrau Mirvete (35) hatte keine Chance. Ein Mord mit Ansage (BLICK berichtete).

9. April 2009, Gründonnerstag, 15.13 Uhr. Mirvete M. will in Riniken AG auf den Bus, zur Arbeit. Sie arbeitet als Pflegehilfe, kümmert sich um die drei Kinder (heute 9, 14 und 20). Ihr Mann ist schon vor über einem Jahr ausgezogen – endlich. Sie will sich scheiden lassen, nach jahrelangem Martyrium: Schläge, Prügel, Todesdrohungen. Mirvete M. will neu anfangen, geht zu den Landfrauen, hatte eine Beziehung mit einem Schweizer. «Du hast mich in meinem Stolz verletzt», schreibt ihr Afrim M. in einem SMS.

«Ich hatte an diesem Tag keine bösen Absichten», beteuert er vor Gericht. Er war damals höchst unerfolgreich, dreimal wollte er sich selbständig machen, immer ging es schief. Mit dem neuen Leben seiner Noch-Ehefrau ist er nicht einverstanden. Er terrorisiert sie mit Anrufen, spioniert ihr nach, heuert gar einen Privatdetektiv an.

Mord an der Bushaltestelle

An der Bushaltestelle passt er Mirvete ab. «Sie hat gesagt, dass ich die Kinder nicht mehr sehe, bis sie 18 sind», so Afrim M. «Sie sagte, sie lässt mich verhaften.» Afrim M. hat einen Revolver vom Typ Taurus, Kaliber 38, mit dabei. Geladen.

Warum er mit einer Waffe unterwegs war, wenn er doch ein Gespräch führen wollte, will der Richter wissen. «Ich wurde von der Familie meiner Frau bedroht», erklärt er.

Afrim M. drückt ab, seine Frau bricht zusammen, er schiesst weiter. «Ich verstehe auch nicht, warum das passiert ist. Ich wollte ihr nichts antun. Sie hatte doch eigene Probleme.» Nach den Schüssen steigt Afrim M. in seinen BMW, fährt in der Gegend herum. Dann kehrt er in Brugg ein, spendiert im Lokal Bekannten eine Runde. «Ich wollte nicht flüchten. Ich hatte nur Durst.» Afrim M. trinkt Bier, während Polizisten seine Wohnung stürmen. Drei Stunden nach dem Mord wird er gefasst.

Der Staatsanwalt fordert wegen Mordes lebenslänglich und Verwahrung: «Das war eine öffentlichkeitswirksame Hinrichtung.» Der Verteidiger plädiert auf vorsätzliche Tötung, will sieben Jahre für Afrim M. Spätabends dann das Urteil: 20 Jahre für den Mord an seiner Ehefrau.

Tatort: Afrim M. erschoss seine Frau am helllichten Tag an der Bushaltestelle bei der Post in Riniken AG.
Foto: Markus Heinzer

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