Bruchpilot Martin H. (43) steht vor Militärgericht
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F/A-18-Absturz 2015 im Jura:Militärjustiz erhebt Anklage gegen Pilot Martin H.

F/A-18-Absturz 2015 im Jura
Gericht spricht Bruchpilot Martin H. (43) frei

Nach dem Absturz eines F/A-18-Kampfjets im französischen Jura 2015 hat die Schweizer Militärjustiz Anklage gegen den Bruch-Piloten Martin «Tinu» H.* (43) erhoben. Die Anklage wirft ihm fahrlässiges Nichtbefolgen von Dienstvorschriften vor. Nun wurde H. freigesprochen.
Publiziert: 11.12.2020 um 11:45 Uhr
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Aktualisiert: 11.12.2020 um 13:47 Uhr
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Steht vor Gericht: Unglückspilot Martin H.* mit dem damaligen VBS-Chef Ueli Maurer. H. wurde nun freigesprochen.
Foto: Keystone

Seit Mittwoch stand Martin «Tinu» H.* (43), einstiger Vorzeigepilot von Ueli Maurer, vor Gericht. Der Pilot musste sich für den Absturz eines F/A-18-Kampfflugzeugs im französischen Jura im Jahr 2015 verantworten. Die Frage ist, ob der 43-Jährige den Absturz hätte verhindern können.

Nun wurde der Pilot vom Militärgericht 2 in Aarau am Freitag freigesprochen.

Konkret war der Militärpilot wegen mehrfachem fahrlässigen Nichtbefolgen von Dienstvorschriften angeklagt. Ebenfalls wird ihm fahrlässiger Missbrauch und Verschleuderung von Material vorgeworfen. Der Oberstleutnant im Generalstab war bei einem Luftkampftraining am 14. Oktober 2015 verunfallt. Er rettete sich mit dem Schleudersitz und erlitt leichte Verletzungen.

Der F/A-18-Kampfjet stürzte unkontrolliert ab. Er prallte im offenen Feld rund 60 Meter von einem Landgut entfernt auf einer Ackerfläche bei der französischen Ortschaft Glamondans nahe der Schweizer Grenze ab. Der Kampfjet brannte aus und wurde total zerstört. Es entstand ein Totalschaden im Umfang von rund 55 Millionen Franken, wie aus der Anklageschrift hervorgeht.

«Alles standardmässig» abgelaufen

Der F/A-18-Pilot (Start in Payerne VD) war als Missionschef mit zwei F-5 Tiger-Flugzeugen (Start und Landung in Sitten VS) ein Luftkampftraining geflogen. Dabei kam es in der letzten Phase zu einem Strömungsabriss im linken Triebwerk.

Dadurch fiel die Leistung ab. Das Flugzeug drehte sich mit einer Walzbewegung nach links und verlor rasch an Höhe. Der Pilot konnte es nicht mehr stabilisieren – und betätigte den Schleudersitz.

Die beiden am Flugtraining beteiligten Tiger-Piloten sagten am Donnerstag vor dem Militärgericht als Zeugen aus. Sie machten übereinstimmend klar, dass bei diesem Training «alles standardmässig» abgelaufen sei.

Die Fliegerei sei ein Training für den Ernstfall. Die fliegerischen Möglichkeiten müssten ausgereizt werden. Das bedeute jedoch nicht, dass man Reglemente missachte.

Es braucht viel Mut, den Schleudersitz zu ziehen

Kurz vor dem Absturz sei der F/A-18 im Hochnebel verschwunden, berichtete der jüngere Tiger-Pilot. Es sei schnell klar gewesen, dass «etwas nicht stimmt». Zunächst unklar gewesen sei, ob sich der F/A-18-Pilot habe retten können.

«Ich weiss nicht, ob ich so viel Mut gehabt hätte, den Schleudersitz zu ziehen, um mein Leben zu retten», sagte er. Zum Unfall sei es gekommen, weil beim F/A-18 in einer extrem schwierigen Phase ein Triebwerk ausgestiegen sei. Der Pilot habe Mühe gehabt, das Flugzeug zu kontrollieren. Wegen des hohen Anstellwinkels sei der Kampfjet praktisch unsteuerbar gewesen.

Bei Problemen muss man auch gegen Regeln verstossen

Das Gericht befragte auch Sachverständige, die Gutachten verfasst hatten. Sie erläuterten ausführlich viele technische Details, unter anderem zum Strömungsabriss. Für den Piloten war es anders gewesen: Es sei eine «Hochstresssituation» gewesen, sagte der Obergutachter.

Bei Problemen müsse ein Pilot bei der Reaktion auch mal gegen Regeln verstossen, sagte ein anderer Sachverständiger. In den Manuals seien nicht alle Reaktionen des Kampfjets beschrieben. Die Reaktion des Piloten sei «absolut nachvollziehbar» gewesen. Der Obergutachter sagte: «Wir haben manchen Piloten verloren, der leider nicht ausgestiegen ist.»

* Name der Redaktion bekannt

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