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Experten sind sich einig: Der Bundesrat muss die «ausserordentliche Lage» ausrufen
«Es ist wie bei einem Waldbrand»

Die Ausbreitung des Coronavirus gerät auch in der Schweiz immer mehr ausser Kontrolle. Ärzte und Wissenschaftler fordern deshalb die Behörden auf, die «ausserordentliche Lage» auszurufen. «Der Bundesrat muss sofort handeln», sagt Hugo Sax vom Unispital Zürich.
Publiziert: 13.03.2020 um 13:48 Uhr
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Aktualisiert: 13.03.2020 um 17:13 Uhr
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Nimmt auch die Jungen in die Verantwortung: Hugo Sax, Leitender Arzt an der Klinik für Infektionskrankheiten und Spitalhygiene des Unispitals Zürich.
Foto: keystone-sda.ch
Georg Nopper

Sieben Tote, über Tausend Infizierte. Die Verbreitung des Coronavirus in der Schweiz ist nicht mehr zu stoppen. Zahlreiche Experten, Ärzte und Wissenschaftler, schlagen deshalb Alarm: «Der Bundesrat muss sofort handeln», sagt Hugo Sax, Leitender Arzt an der Klinik für Infektionskrankheiten und Spitalhygiene des Unispitals Zürich, zu BLICK.

Sax ist Mitunterzeichner eines offenen Briefs an den Bundesrat. Darin wird die Ausrufung der «ausserordentliche Lage» gemäss Epidemiegesetz gefordert. Was bedeutet das? Sax: «Dies würde dem dem Bundesrat ermöglichen, Massnahmen für mehr Distanz zwischen den Menschen zu verordnen.»

Verheerende Folgen im Gesundheitssystem

Laut dem Experten für Infektionskrankheiten kann die Ausbreitung des Coronavirus nur so gebremst werden. «Es ist wie bei einem Waldbrand. Wenn die Äste nah beieinander sind, dann breitet sich das Feuer schnell aus, zudem entwickelt sich eine grosse Hitze.» Würden die Äste jedoch weit auseinander liegen, breite sich das Feuer langsamer aus, und die Hitze sei geringer. «Während beim Waldbrand die Hitze für den Schaden sorgt, ist bei der Ausbreitung des Coronavirus die Infektion von Personen der Risikogruppe das grösste Problem», erklärt Sax.

Dies kann im Gesundheitssystem verheerende Folgen haben. «Wenn das Coronavirus sich in der Risikogruppe weiter ausbreitet, wird das durch den Anstieg der Patientenzahlen zu Kapazitätsproblemen an den Spitälern führen», sagt Sax. «Diese Entwicklung gilt es zu bremsen.»

Alle Veranstaltungen sollen abgesagt werden

Es sei unumgänglich, dass die Menschen dazu gebracht werden, mehr Distanz zueinander zu wahren. Sax fordert deshalb klar: «Alle Veranstaltungen, wo Leute nah zusammen sind, sind abzusagen.» Einerseits im Sinne einer vorbeugenden Massnahme. «Es hätte aber auch eine Signalwirkung an die Bevölkerung, damit privat mehr Distanz gewahrt wird.»

Es sei Sache des Bundesrats, eine Obergrenze für die Teilnehmerzahl von Veranstaltungen festzulegen. Sax will jedoch keine Panik schüren. Schliesslich verläuft eine Infektion mit dem Sars-CoV-2-Virus bei Jungen und Gesunden meistens unproblematisch. Trotzdem: «Auch bei Jungen sind die Massnahmen im Sinne der Solidarität mit Risikopersonen ernst zu nehmen.»

Sollten deshalb – wie das im Tessin bereits geschehen ist – sämtliche Schulen geschlossen werden? Vorläufig hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) keine solche Massnahe ergriffen. Der Verband der Schulleiterinnen und Schulleiter der Deutschschweiz VSLCH hat seine Mitglieder in einem Schreiben informiert, sich in Abstimmung mit den Weisungen des BAG auf allfällige Schulschliessungen vorzubereiten.

Krisensitzung beim Lehrerverband

Die Situation bei jungen Schulkindern ist laut Sax eine Besondere: «Bei Schülern, die vom Alter her Aufsicht benötigen, befürworte ich, dass sie weiterhin zur Schule gehen.» Dies sei nötig, weil sie sonst das Virus beispielsweise an Aufsichtspersonen wie Grosseltern oder in der Nachbarschaft weitergeben könnten.

Bei den Lehrern geht jedoch zunehmend die Angst um – nicht zuletzt, weil einige von ihnen zur Risikogruppe gehören. «In der Tat hat sich die Lage zugespitzt», sagt Dagmar Rösler, Zentralpräsidentin des Lehrerverbands. Am kommenden Montag werde deshalb eine Krisensitzung einberufen. Dort soll das weitere Vorgehen und Schutzmassnahmen für Lehrpersonen, die in einer Risikogruppe sind, diskutiert werden. Experte Sax teilt diese Sichtweise: «Für Lehrpersonen, die zur Risikogruppe gehören, muss eine Notlösung gefunden werden.»

Coronavirus

Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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Coronavirus, Sars-Cov-2, Covid-19 – Was ist was?

Bei der Corona-Pandemie herrscht Verwirrung bezüglich der Begriffe. Dabei geraten diese drei Bezeichnungen immer wieder durcheinander:

  • Coronavirus:
    Coronaviren sind eine Virenfamilie. Diese können sowohl Tiere als auch Menschen befallen und unterschiedliche Symptome auslösen. Corona (dt. Krone) bezieht sich auf ihre kronenartigen Fortsätze.

  • Sars-Cov-2:
    Im Januar 2020 wurde in der chinesischen Stadt Wuhan ein neues Coronavirus identifiziert. Sars-Cov steht für Severe acute respiratory syndrome coronavirus (dt. schweres akutes Atemwegssyndrom-Coronavirus). Da es zur gleichen Art wie das Coronavirus in der Sars-Epidemie in den Jahren 2002 und 2003 gehört, erhielt es die Nummer 2.

  • Covid-19:
    Das Sars-Cov-2 löst in bestimmten Fällen eine Atemwegserkrankung aus. Diese wird als Covid-19 bezeichnet, also Coronavirus disease (dt. Coronavirus-Krankheit). Die Zahl 19 bezieht sich auf das Jahr 2019, indem die Krankheit zum ersten Mal diagnostiziert wurde. Zu den Symptomen gehören schwere Lungenentzündungen.

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    Coronaviren sind eine Virenfamilie. Diese können sowohl Tiere als auch Menschen befallen und unterschiedliche Symptome auslösen. Corona (dt. Krone) bezieht sich auf ihre kronenartigen Fortsätze.

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    Im Januar 2020 wurde in der chinesischen Stadt Wuhan ein neues Coronavirus identifiziert. Sars-Cov steht für Severe acute respiratory syndrome coronavirus (dt. schweres akutes Atemwegssyndrom-Coronavirus). Da es zur gleichen Art wie das Coronavirus in der Sars-Epidemie in den Jahren 2002 und 2003 gehört, erhielt es die Nummer 2.

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    Das Sars-Cov-2 löst in bestimmten Fällen eine Atemwegserkrankung aus. Diese wird als Covid-19 bezeichnet, also Coronavirus disease (dt. Coronavirus-Krankheit). Die Zahl 19 bezieht sich auf das Jahr 2019, indem die Krankheit zum ersten Mal diagnostiziert wurde. Zu den Symptomen gehören schwere Lungenentzündungen.
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