Experte zum Abgang von Gottéron-Coach Zenhäusern für die Familie
«Männer wollen gute Väter sein - und überlasten sich»

Fribourg-Coach Zenhäusern und Rigozzi-Ehemann Giovanni Marchese machen es vor: Väter stecken der Familie zuliebe im Beruf zurück. Gemäss Männer-Experte Andreas Borter ist das aber ein tückisches Unterfangen.
Publiziert: 24.09.2016 um 16:26 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 20:46 Uhr
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Andreas Borter ist Leiter des Schweizerischen Instituts für Männer- und Geschlechterfragen.
Foto: ZVG
Caspar Pfrunder
Familie vor Karriere: Noch-Gottéron-Coach Gerd Zenhäusern.
Foto: KEYSTONE

In den letzten Tagen sind gleich zwei prominente Fälle von Männern bekannt geworden, die zugunsten ihrer Familie beruflich Abstriche machen. So hat der Fribourg-Gottéron-Coach Gerd Zenhäusern angekündigt, den unsicheren Job als Trainer der 1. Mannschacht aufzugeben und künftig als Nachwuchschef des Sportclubs arbeiten zu wollen. «Ich habe mich für die Liebe entschieden», so der zum dritten Mal Vater gewordene Zenhäusern zu BLICK.

Steckt zurück für die Zwillinge: Giovanni Marchese.
Foto: Schweizer Illustrierte

Auch Giovanni Marchese, Ehemann der mit Zwillingen schwangeren Moderatorin Christa Rigozzi, hat sich vor kurzem als Innendekorateur selbstständig gemacht. Um so «hundert Prozent da sein zu können für meine kleinen Lieblinge». 

Es ist ein Leitthema unserer Zeit: Die Work-Life-Balance. Gerade an den Mann werden im 21. Jahrhundert höhere gesellschaftliche Erwartungen gestellt als früher: Neben der beruflichen Karriere soll der moderne Mann eine bedeutende Rolle im Familienleben einnehmen. Mancherorts klappt dies. Doch wie Andreas Borter vom Schweizerischen Institut für Männer- und Geschlechterfragen bestätigt, bekunden viele Männer Mühe, alles unter einen Hut zu bringen. Ist Teilzeitarbeit die Lösung?

Wenige reduzieren ihr Pensum substanziell

Borter beobachtet einen gesellschaftlichen Trend: «Männer machen ihre Identität nicht mehr nur an der beruflichen Laufbahn fest. Es gehört für heutige junge Männer zu einem guten Leben, die Vaterrolle ausfüllen zu können.» Auch würden die beruflichen Perspektiven unsicherer – da erscheine die Familie als verlässlicher Hort. 

Aus diesen Gründen hätten die meisten Männer im Hinblick auf die Geburt die Absicht, engagierte Väter zu sein. «Was bei vielen dann aber nicht passiert, ist der Schritt, wirklich zurückzuschrauben und Teilzeit zu arbeiten.» Weil diese Männer den eigenen Ansprüchen trotzdem gerecht werden wollen, würden sie sich oft selbst überlasten. Die Folgen: Stress oder gar Burnout. 

Handlungsbedarf ortet Borter auch auf Seite der Frauen: «Es gibt zwar viele Mütter, die ein wenig berufstätig sein wollen. Das ist aber zu wenig. Frauen müssen mehr Erwerbsarbeit übernehmen, gute Jobs übernehmen und ihren Anteil am gemeinsamen Familieneinkommen erhöhen.» Für einen Vater, der einerseits Teilzeit arbeiten wolle und andererseits meine, den bisherigen Lebensstandard der Familie garantieren zu müssen, gehe die Rechnung sonst nicht auf.

Tatsächlich arbeiten gemäss dem Bundesamt für Statistik zwar fast zwei Drittel der Mütter in der Schweiz Teilzeit, sie verdienen aber durchschnittlich bloss 24 Prozent des Haushaltseinkommens.

«Das traditionelle Rollenmodell ist besser eingespielt»

Männer, die Teilzeit arbeiten, sind in der Schweiz deutlich in der Minderheit: Momentan sind es nur rund 16 Prozent. Der Dachverband der Schweizer Männer- und Väterorganisationen hat sich zum Ziel gesetzt, diese Zahl bis 2020 auf über 20 Prozent zu erhöhen. Borter sagt: «Die Gesellschaft verändert sich nur langsam. Die Väter brauchen mehr Unterstützung der Öffentlichkeit. Deshalb wäre zum Beispiel ein Vaterschaftsurlaub sehr wichtig.»

Doch in der Schweiz herrsche nach wie vor ein konservatives Familienbild. Zudem ist der Männer-Experte überzeugt: «Es gibt kaum ein Land, in dem die Familie so klar als Privatsache betrachtet wird, wie die Schweiz.» Borter fordert, die Unterstützung von Familien auch als öffentliche Aufgabe zu betrachten.

Auf die Frage, ob Teilzeitarbeit nicht einfach zur Überlastung beider Partner führe, meint der Fachmann: «Klar. Das traditionelle Rollenmodell ist besser eingespielt und gesellschaftlich verankert. Das neue partnerschaftliche Modell ist hingegen aufwändiger. Es braucht Verhandlungen, Absprachen und viel Planung. Langfristig ist es aber für alle Beteiligten besser.»

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