Hausärzte können Leben retten. Aber sollen sie sie auch beenden können? Das Basler Felix-Platter-Spital, eines der grössten Zentren für Altersmedizin in der Schweiz, geht eine heikle Kooperation mit der Sterbeorganisation Exit ein. Das Spital engagiert sich neu dafür, dass Hausärzte die umstrittene Aufgabe übernehmen, über Leben und Tod eines Patienten entscheiden zu können, wie die «Schweiz am Sonntag» schreibt. Das bedeutet auch, dass sie im Falle eines dementen Patienten entscheiden müssen, ob die Person noch urteilsfähig ist oder nicht - und ihnen Sterbehilfe leisten oder verweigern.
Das Felix-Platter-Spital und Exit organisieren gemeinsam Weiterbildungen für Hausärzte. Dort sollen dieselernen, die Urteilsfähigkeit von Sterbewilligen einzuschätzen.
Unter Psychiatern umstritten
Doch: Bei Dementen ist dies besonders schwierig. Heute muss für diese ein Spezialist beigezogen werden. Exit sieht hier jedoch kein Problem. Die Organisation geht davon aus, dass geschulte Hausärzte bei Fällen von leichter Demenz künftig alleine entscheiden dürfen.
Das ist unter Psychiatern umstritten. Laut Jacqueline Minder, Chefärztin der Winterthurer Alterspsychiatrie, birgt die Schulung die Gefahr, dass versteckte psychische Krankheiten übersehen werden. Ein Suizidwunsch würde oftmals als freier Wille gedeutet, obwohl es sich eigentlich um das Symptom einer Depression handle. Sprich: Ein Hausarzt übersieht eine Depression leichter als ein mehrjährig geschulter Alterspsychiater.
Für Exit sind die Weiterbildungen erst der Anfang. Die Organisation will, dass Wissen über Suizidhilfe ein integraler Bestandteil der Medizinerausbildung wird. (meg)