Es gibt zu wenig Trainer, Hallen und Plätze
Nachwuchs überrennt die Sportvereine

Die Schweizer Sportvereine haben ein überraschendes Problem: Zu viel Nachwuchs. Doch leider bleiben die wenigsten Mitglieder längerfristig, denn viele Kinder probieren verschiedene Sportarten aus.
Publiziert: 05.05.2017 um 18:34 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 19:22 Uhr
Besonders beliebt bei den Kindern ist Fussball. Eine Herausforderung für die Vereine genügend Trainer und Plätze zur Verfügung zu stelle. (Symbolbild)
Foto: Johner Images

Ob Turnen, Tennis oder Fussball – alle Kinder wollen Sport treiben. Vereine können sich vor Nachwuchs kaum retten.

Von den Sechs- bis Vierzehnjährigen sind beinahe zwei Drittel in einem Sportverein angemeldet, zeigt die Studie des Observatoriums Sport und Bewegung Schweiz. Ein Luxusproblem also. Doch der Schein trügt gewaltig: Zwar treten Kinder immer früher in Vereine ein – doch sie verlassen diese auch früher wieder. 

Viele Sportarten ausprobieren

Das stellt die Vereine gleich vor zwei Herausforderungen: Einerseits müssen ausreichend Trainer und Platz für die neuen Mitglieder zur Verfügung stehen, andererseits treten auch viele Kinder wieder aus dem Verein aus.

Hauptgrund für dieses Hin und Her: «Kinder probieren gerne verschiedene Sportarten aus», sagt Studienleiter Markus Lamprecht gestern bei einer Pressekonferenz.

Michael Zoos, Chef des Schweizer Unihockey-Verbands, steht dem Nachwuchs-Boom kritisch gegenüber.
Foto: Zvg

Am beliebtesten sind die Sportarten Fussball, Hockey und Turnen – diese Vereine haben besonders zu kämpfen. Besonders der Trainermangel macht dem Schweizer Turnverband zu schaffen. Es werde immer schwieriger, Leute zu finden, die sich um die Kinder kümmern, heisst es auf Anfrage von Radio Energy.

Auch Michael Zoss, Chef des Schweizer Unihockey-Verbands, klagt über den Nachwuchs-Boom. Er nennt diesen Trend eine Katastrophe. Man sei nicht auf so viele Kinder vorbereitet, es fehle daher an genügend verfügbaren Hallen, sagt Zoss.

Schnuppertag bei den Pfadis

Während Sportvereine sich kaum vor Nachwuchs retten können, müssen Musikvereine oder die Pfadfinder um neue Mitglieder intensiv werben. Die Pfadis veranstalten dafür sogar extra einen nationalen Schnuppertag (BLICK berichtete).

Und dieser scheint zu wirken. «Die Nachwuchs-Situation bei den Pfadis ist zurzeit gut», sagt Andrea Adam von der Pfadibewegung Schweiz (PBS) dem BLICK. Doch auch dort kennt man die kurzweiligen Einsätze der Kinder: «Wir stehen wie viele Vereine auch vor der Herausforderung, die Kinder und Jugendlichen auch längerfristig für ehrenamtliche Leitungsfunktionen zu halten.» (jmh)

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