Schlatter ist am Dienstag mit einem weissen Mercedes unterwegs und fragt in Husen AG wahllos Leute nach Alteisen. Splitternackt! Eine Person bekommt Angst und ruft kurz vor 13 Uhr die Polizei. Die kommt rasch und will Schlatter kontrollieren. Doch der lenkt die Beamten ab, steigt in sein Auto und rast davon. Die Polizei verfolgt ihn mit Blaulicht und Sirene durch mehrere Dörfer. Dabei begeht Schlatter diverse Vergehen gegen das Strassenverkehrsgesetz.
Er kommt rund elf Kilometer weit bis nach Döttingen AG. Dort hat die Polizei auf der Surbtalstrasse eine Sperre errichtet. Schlatter hält ein paar Meter davor an. Es ist kurz vor 14.15 Uhr. «Es war wie im Krimi», sagt eine Zeugin. «Ich sah Polizisten mit Waffen.» Erich Schlatter wird festgenommen und in Handschellen gelegt. Dann muss er ins Röhrchen blasen: 0,78 Promille hat der Ernährungsberater im Blut.
Schlatter ist vorbestraft
War das der Grund, warum er flüchtete? Wohl nicht nur. Schlatter ist mehrfach vorbestraft. Wegen versuchter schwerer Köperverletzung, Sachentziehung und Sachbeschädigung. Dafür wurde er 2005 zu 15 Monaten Knast verurteilt. Die Strafe wurde zugunsten einer stationären Massnahme aufgeschoben. Der stadtbekannte Querulant blieb weggesperrt. Bis das Kantonsgericht Schaffhausen entschied: Er darf raus. Eine Verlängerung der Massnahme und eine Verwahrung seien nicht verhältnismässig.
Der Fall sorgte landesweit für Schlagzeilen. Schlatter wurde am 16. Juli 2013 aus der Zürcher Justizvollzugsanstalt Pöschwies entlassen. In der Sendung «Schweiz aktuell» sagte er damals: «Es ist das erste Mal in meinem Leben, dass die Justiz funktioniert.»
Einer war da schon skeptisch, der Schaffhauser Stadtpräsident Thomas Feurer: «Ich hoffe, dass Erich Schlatter sein Leben in den Griff bekommt, damit es keine Opfer mehr gibt.» Im Aargau wurde jetzt nur durch viel Glück niemand verletzt. Erich Schlatter sass zwei Nächte in Haft. Dann durfte er gehen. Die Nacktfahrt im Suff dürfte ein Nachspiel haben.