Er liess Manuela keine Chance
Das ist der Mörder

GALWAY – Gerry B.* (29) auf dem Weg ins Gericht. Der Mord an Manuela (17) ist sein letztes Verbrechen. Sinnlos – wie sein ganzes verpfuschtes Leben.
Publiziert: 19.10.2007 um 21:50 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 15:39 Uhr
Manuelas Mörder Gerry B. wird gestern um zehn ins Gericht geführt.
Foto: Andrew Downes/ Hany Marzouk
Von Thomas Ley

Was ist das für ein Mensch?

Mit 17 tötet Gerry B.* einen 26-jährigen Mann. Tritt ihn mit Füssen zu Tode.

Mit 23 bricht er bei einer Frau ein und fällt über sie her.

Mit 27 vergewaltigt er eine weitere Frau. Jedenfalls glaubt das die Polizei – aber sie muss ihn aus Mangel an Beweisen freilassen.

Dann – kaum zwei Monate später – begeht Gerry B. seine schrecklichste Tat.

Es ist der 8. Oktober, ein Montag. Um 19.30 Uhr verlässt Manuela R.* aus Hinterkappelen BE das Haus ihrer Gastfamilie in Galway.

Sie will zum Pub. Zu den Schweizer Freunden, die mit ihr in Irland auf Sprachaufenthalt sind. Manuela nimmt die Abkürzung durch das Niemandsland beim Hafen.

Sie kommt nie an.

Unter einer kleinen Brücke, hinter Büschen, lauert Gerry B. Als Manuela vorbeigeht, fällt er sie von hinten an, reisst sie eineinhalb Meter die Böschung hinunter.
Dort schlägt er sie zusammen. Reisst ihr die Kleider vom Leib. Vergewaltigt sie. Dann versucht er sie zu erstechen – erwürgt sie schliesslich.

Und lässt sie liegen.

Manuela, die KV-Schülerin aus der Schweiz, wird am Dienstagmorgen gefunden. Tot.

Die Polizei findet DNA-Spuren. Und zehn Tage später das Messer. Aufnahmen der zahlreichen Überwachungskameras führen sie auf die Fährte von Gerry B.

Vor zwei Tagen, am Donnerstag, um 7 Uhr früh holt ihn die Polizei aus der Sozialwohnung seiner Eltern am St. James-Crescent. Mit dem Bruder, der Schwester und deren Mann.

Die drei Verwandten werden gestern wieder freigelassen. Sie müssen sich wegen Mitwisserschaft verantworten.

Gerry B. selber wird um 10 Uhr ins Gericht geführt. Ein Spiessrutenlauf: Etwa hundert Einwohner von Galway erwarten ihn. Mit Beschimpfungen: «Mörder!» Gerry B. brüllt zurück. Traktiert einen Fotografen mit Tritten. Es hilft ihm nichts.

Vorsitzende der Anhörung ist Richterin Mary Fahy. Gerry B. ist ein alter Bekannter für sie.

Richterin Fahy hatte schon im März 2004 über ihn zu befinden. Drei Monate, nachdem Gerry B. eine Frau überfallen – und bei seiner Verhaftung einen Polizisten in die Hand gebissen hatte.

Sie liess ihn damals in der U-Haft schmoren. Aus Angst, er würde Zeugen bedrohen. Auch das keine neue Taktik von Gerry B.

Der Typ hat aus den Jahren im Knast nichts gelernt. Fünf Jahre sass er, nachdem er Colm Phelan (26) zu Tode getreten hatte. Er kam wieder hinter Gitter nach dem Überfall 2003. Nicht der einzige Einbruch, den man ihm anlastet.

Eine Karriere als Krimineller. Obwohl Gerry B. ein dreijähriges Kind hat – irgendwo in Galway bei dessen Mutter. Denn verheiratet ist er nicht. In seiner Wohnung im Rahoon-Viertel lebte er allein. Er ist ohne Bildung und ohne Arbeit. Für die Nachbarn ist er ein «Drecksack». Ohnehin hängt er oft bei den Eltern herum.

Wieviel wussten sie und seine Geschwister von seiner schlimmsten Seite?

Denn die Polizei will ihn der Vergewaltigung einer jungen Frau im August überführen. Ein Angriff mitten auf einem Fussballfeld – im Freien, wie bei Manuela.
Neue forensische Untersuchungen sollen ihn jetzt festnageln. Denn weitere Sex-Angriffe in Galway sind unaufgeklärt (im BLICK).

Nun sitzt Gerry B. im Gefängnis Castlerea. Am Montag kann er auf Kaution frei kommen.

Ohne Erfolg – so hofft ein Polizist: «Dieser Typ ist praktisch ein Serienkiller!»

*Namen der Redaktion bekannt.

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