Erst Ende September sagte Epidemiologe Marcel Salathé (45) in einem Interview mit der «SonntagsZeitung»: «Es sieht gerade wirklich, wirklich gut aus.» Doch nun steigen die Zahlen wieder. Sie sind so hoch wie im April während des Lockdowns.
Dennoch bleibt der Epidemiologe gelassen. «Nein, ich sehe noch keine zweite Welle», sagt er in einem Interview mit der «Aargauer Zeitung». Zwar steige die Kurve und nähere sich wieder den Werten vom Frühling – die Kurven könne man aber nicht miteinander vergleichen.
Der Grund: Im Frühling sei viel weniger getestet worden als jetzt. «Wir haben damals neun von zehn Fällen verpasst», sagt er. Auch von einer Situation wie in Spanien mit langfristigem, exponentiellem Wachstum sei die Schweiz weit entfernt. Laut Salathé bedeutet das aber nicht, dass eine solche Situation hierzulande unmöglich wäre.
Marcel Salathé (44) ist Spezialist für Digitale Epidemiologie an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne. Er hat in Basel studiert und an der ETH Zürich doktoriert. Nach einem achtjährigen Aufenthalt in den USA an den Universitäten in Stanford und Pennsylvania kehrte Marcel Salathé 2015 an die EPFL zurück. Salathé ist Mitglied der Taskforce Covid-19, des wissenschaftlichen Corona-Beirats von Bund und Kantonen, wo er der Expertengruppe Digital Epidemiology vorsteht.
Marcel Salathé (44) ist Spezialist für Digitale Epidemiologie an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne. Er hat in Basel studiert und an der ETH Zürich doktoriert. Nach einem achtjährigen Aufenthalt in den USA an den Universitäten in Stanford und Pennsylvania kehrte Marcel Salathé 2015 an die EPFL zurück. Salathé ist Mitglied der Taskforce Covid-19, des wissenschaftlichen Corona-Beirats von Bund und Kantonen, wo er der Expertengruppe Digital Epidemiology vorsteht.
«Sind noch immer dran, das Virus kennenzulernen»
Dass die Zahlen in den letzten Wochen wieder gestiegen sind, erklärt sich Salathé so: «Aufgrund einiger Daten aus den Kantonen gehe ich davon aus, dass gewisse Cluster-Effekte reinspielen. In Zürich gab es solche etwa in der Salsa-Szene», sagt er. Es stelle sich nun vor allem die Frage, ob das Wachstum längerfristig so weitergeht. Falls ja, wäre das ein Grund zur Sorge.
Salathé findet es deshalb wichtig, dass man sich jeweils auch die lokale Situation anschaut. «Das ist in meinen Augen die Stärke des Systems: dass man lokal den Fällen nachgeht und Massnahmen trifft, die dort funktionieren.» Aus seiner Sicht brauche es weiterhin eine Balance zwischen Prävention und Reaktion. Aber: «Man darf nicht vergessen, dass wir immer noch daran sind, das Virus kennenzulernen», sagt er.